Ich ist eine andere
Mit ihren siamesischen Zwillingen «Cavalleria rusticana» und «Pagliacci» eilten Ruggero Leoncavallo und Pietro Mascagni von Erfolg zu Erfolg. Auf sich allein gestellt war keine ihrer weiteren Opern lebensfähig. Leoncavallo, der sensiblere der beiden Zwangsverbundenen, absolvierte dabei eine ästhetische Achterbahnfahrt von der Grand Opéra über den Verismo-Thriller bis zur Komödie und Operette. «Zazà», seine fünfte, 1900 uraufgeführte Oper, eroberte zwar zunächst die Bühnen, geriet aber bald gänzlich in Vergessenheit.
Als sie 2016 in einer Studioaufnahme auf CD erschien, entpuppte sie sich als musikalisches Meisterwerk. 2020 brachte Christof Loy sie im Theater an der Wien heraus. Jetzt legte in Bielefeld Nadja Loschky mit einer Inszenierung nach, die alle Erwartungen übertraf.
«Zazà» kann mit einigem Recht als Leoncavallos anderer «Bajazzo» (so bekanntermaßen der deutsche Titel der Oper) gelten, weil sie aus weiblicher Sicht dessen Handlung kopiert, aber auf den Kopf stellt. Die aus einfachen Verhältnissen stammende Varietésängerin Zazà ist «die Andere» im Leben des Pariser Geschäftsmanns Milio Dufresne, der sich neben seiner Ehefrau noch eine Geliebte aus dem Künstlermilieu hält. ...
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Opernwelt August 2023
Rubrik: Im Focus, Seite 22
von Uwe Schweikert
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