Hochgradig aktuell
Spätestens seit die USA vor drei Monaten aus dem INF-Vertrag über die Stationierung von Mittelstreckenraketen ausgestiegen sind, ist offensichtlich, dass mit dem Zerstörungspotenzial der Atombombe zwischen den Großmächten inzwischen wieder so unverhohlen gedroht wird wie zu Zeiten des Kalten Kriegs. Diese nach wie vor bestehende tagespolitische Relevanz ist nur der eindeutigste unter den zahlreichen Gründen, warum man John Adams’ «Doctor Atomic», 2005 in San Francisco uraufgeführt, bereits jetzt ein Schlüsselwerk der zeitgenössischen Oper nennen muss.
Wie in einem Brennglas ist es Adams und seinem Librettisten Peter Sellars gelungen, den verwendeten realgeschichtlichen Dokumenten über die Entwicklung der Bombe im Jahr 1945 zugleich mit Bezügen etwa zur hinduistischen Mythologie die der Oper unabdingbare zeitlose Dimension abzuringen.
Am Theater Koblenz – nach Saarbrücken und Karlsruhe dem dritten deutschen Opernhaus, das sich des Stücks annimmt – lässt Intendant Markus Dietze seine Neuinszenierung denn auch mit der Einspielung eines Filmdokuments beginnen, in dem der hochgebildete J. Robert Oppenheimer, verantwortlich für den Bau auf dem Trinity-Testgelände in New Mexico, die ...
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Opernwelt Mai 2019
Rubrik: Panorama, Seite 44
von Michael Stallknecht
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Hector Berlioz’ Liederzyklus «Les Nuits d’été» ist seit jeher eine Domäne der Frauenstimmen. Aufnahmen von Sängern sind äußerst selten. Das ist erstaunlich, weil in den Rollengedichten Théophile Gautiers stets ein männliches Ich spricht. Berlioz selbst schlug eine Aufteilung auf vier Stimmlagen – Mezzosopran, Alt, Tenor und Bariton – vor, der aber nur Colin Davis...
Sommer 1809: Ganz Europa ist von Napoleon besetzt. Französische Truppen stehen in Dresden und Warschau, Triest und Hamburg. Marionetten aus Bonapartes Verwandtschaft regieren in Madrid, Kassel und Neapel. Ganz Europa? Nein, in Parma hält ein Graf Scotti Hof, als sei das Ancien Régime nie untergegangen. Bei dem in der Heimat weilenden Ferdinando Paer bestellt er...
