Gewitter im Innern

Janáček: Katja Kabanowa
Freiburg | Theater

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Erst allmählich wird die Bühne zum Ort, gibt die Weite der Natur das gesellschaftlich Festumrissene frei. Die Freiburger Szene zu Leoš Janáčeks «Katja Kabanowa» stammt von Alfred Peter und sagt mehr als tausend Worte. Wie aus der Tiefe des Raumes herangezoomt, mit der Lupe betrachtet: zwei Zimmer wie Puppenstuben, Gefängnisse überwiegend bigotter Tradition – Enge, die bedrückt, aus der es ein Entkommen kaum gibt, es sei denn hin zum Tode.

Katjas Weg ist vorgezeichnet – hellsichtig, wie sie sich gleich der Musik, mit der Janáček sie umgibt, ja, liebkost, aus dem Aufeinanderhocken wegstiehlt, den Schritt in die vermeintliche Freiheit wagt. Doch die Weite da draußen erstickt oft im Nebel, ist undurchschaubar, saugt die Menschen auf, die den Ausbruch riskieren, dieweil die Schaumkronen der Wolga sich an Land wälzen. Auch die Weite hat ihre Grenze.

Wir sind längst bei Tilman Knabes Inszenierung angelangt. Der ist heute nicht mehr der «junge Wilde», als der er einst Aufsehen erregte. Er bleibt nah am Text und vor allem auch: an der Musik; einige Überdeutlichkeiten lässt man ihm auch durchgehen. Die beiden Alten holpern etwas bemüht am Stock und an Krücken. Dafür geben sie sich beim ...

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Opernwelt März 2018
Rubrik: Panorama, Seite 42
von Heinz W. Koch

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