Gegen das Vergessen
Die Greek National Opera bringt im Großen Saal ihres architektonisch wunderbaren Renzo-Piano-Baus regelmäßig die großen Repertoirestücke heraus. Direkt nebenan gibt es mit der «Alternative Stage» eine weitere Spielstätte für rund 500 Gäste; der multifunktionale Raum ist wohl einer der wenigen Orte überhaupt, wo es möglich ist, pro Spielzeit vier neue Bühnenwerke zu präsentieren. Nun kam dort «Madre Salonico» zur Uraufführung, ein Stück, das mehr Theater mit Musik ist als genuines Musiktheater.
Madre Salonico – das ist die Mutter Thessaloniki, über Jahrhunderte hinweg mediterranes Schutzgebiet für jüdische Flüchtlinge, besonders für die sephardischen. Lange waren die jüdischen Bewohner die größte Volksgruppe der Stadt – vor den Türken und, weit abgeschlagen, den Griechen. Hauptsprache war das heute fast ausgestorbene Ladino, ein spanischer Dialekt mit hebräischen und wenigen griechischen Einsprengseln.
Die Geschichte um die einst berühmte Sängerin Zana und ihren Enkel Idó, der in New York lebt, ist ein bisschen konstruiert, und die Musik besteht aus einfachen Liedern – aber das macht nichts. Die Anliegen dieses Abends sind andere, und sie sind gewichtig: Eine wichtige, reichhaltige ...
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Opernwelt Mai 2025
Rubrik: Magazin, Seite 81
von Stephan Knies
Von dem französischen Maler und Graphiker Pierre Soulages ist ein Satz überliefert, der in knapp-konzisen Worten das Selbstverständnis eines Künstlers beschreibt: «Es ist das, was ich mache, was mich lehrt, wonach ich suche.» Auch für Pascal Dusapin besitzt diese sublime Sentenz Gültigkeit; kaum zufällig stellte er sie seinem Essay «Das Empfindsame komponieren»...
Nicht wenige Opernkomponisten (und keineswegs nur diejenigen, die lediglich eines geschrieben haben, wie Beethoven) werden auf ein einzelnes Werk reduziert. Bei Carl Maria von Weber etwa denkt jeder sofort an den «Freischütz». «Oberon», «Euryanthe» und «Silvana» hingegen fristen ein trauriges Schattendasein. Camille Saint-Saëns wird wohl noch in 100 Jahren als...
Streiter für Tugend, heil’ge Kraft, himmlische Taube, der Vater einst reiner Tor, dann Gralsretter – wer’s glaubt. So edel all dies von Klaus Florian Vogt wieder vorgetragen ist, mit seit einiger Zeit erstaunlich stabilen dramatischen Werten, es bleibt doch eine Lüge, zumindest ein (Sich-)Zurechtbiegen der Wirklichkeit. Darüber kann auch Lohengrins Gesang nicht...
