Freiheit durch Überforderung
Als ob sie das Stück nicht gerade ein halbes Dutzend Mal gespielt hätten. Doch trotz ständiger Wiedervorlage auf der Tournee, beim Konzert im eigenen Haus und mit einem Schlager wie Tschaikowskys Fünfter, lässt Kirill Petrenko bis eine Viertelstunde vor Beginn nicht locker. Proben, feilen, verfeinern, egal, ob in den Foyers des Münchner Nationaltheaters die Besucher ungeduldig werden. Interpretation als Dressur? Als Ausschalten sämtlicher Zufälle und spontaner Eingebungen? «Er lässt schon noch Luft», sagt Geiger Guido Gärtner.
«Es ist wie bei einem, der eine große Eisenbahnlandschaft aufbaut mit allen nur erdenklichen Details.» Im Ernstfall Aufführung werde dann der Zug aufs Gleis gesetzt, auf dass einer am Trafo-Regler spielen könne. «Es handelt sich um eine Extremorganisation. Aber erst die ermöglicht uns Freiheit.»
Weit, sehr weit ist das Bayerische Staatsorchester damit gekommen. Zum sechsten Mal (und vierten Mal in Folge) «Orchester des Jahres». Und dabei zum wiederholten Male ohne Parallelpreis für den Generalmusikdirektor – auch das ist eine Aussage. Der Formschub der vergangenen Jahre ist natürlich Petrenko zu verdanken, darüber herrscht Einigkeit nicht nur im Ensemble. ...
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Opernwelt Jahrbuch 2017
Rubrik: Dirigent und Orchester des Jahres, Seite 48
von Markus Thiel
58. Jahrgang, Jahrbuch 2017
Opernwelt wird herausgegeben von
Der Theaterverlag – Friedrich Berlin
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Jürgen Otten, Albrecht Thiemann (V. i. S. d. P.)
Redaktionsbü...
Für ihre Darstellung exaltierter Frauenfiguren wurde sie oft gefeiert. Nun triumphierte Nicole Chevalier an der Komischen Oper Berlin als Medea in Aribert Reimanns gleichnamigem Musiktheater: «Ihre souveräne Beherrschung der Partie verwandelt die vokale Artistik in ausdrucksvolle Gestik und verklammert sich eng mit ihrem Spiel – und nach zwei Stunden Dauereinsatz...
Zufrieden ist er vermutlich nie. Aber keine Sekunde verzagt. Hartmut Haenchen war immer ein selbstbewusster Musiker, geladen mit einer Energie, die er aus der protestantischen Gewissheit bezog, dass des Lernens kein Ende sei – und selbst das Allerbeste noch nicht gut genug. Mit dieser Haltung geht der «Dirigent des Jahres» jedes Werk an: ein rigoroser...
