Frauenliebe und -leben
Welch süße Freude, Göttin / entzündest du in unserer Brust. / Konnte der gütige Himmel mehr für uns tun? / Welch süße Freude, Göttin!» Einander nachsingend, dann gleichzeitig ihre Stimmen ineinanderschlingend danken die jungen Liebenden Hyllo und Iole am Schluss von Antonia Bembos «L’Ercole Amante» der Göttin Giunone für das gute Ende einer ungut begonnenen Geschichte. Herkules, der Vater des jungen Mannes, hatte sich heftig in Iole verliebt, wollte sie heiraten, obwohl selbst verehelicht mit Dejanira, dazu ruchloser Mörder von Ioles Vater, König Eutyro.
Der miese Held, scharf auf die junge, knackige Frau, ist es egal, ob sie seinen Sohn liebt – er würde ihn glatt töten, um sie an sich zu bringen. Die Heldengeschichte löst in der Fassung von Francesco Butis Libretto wenig Sympathie für den keulenschwingenden Kraftkerl aus, auch wenn die (höfische) Konvention ihn am Ende in den Olymp befördert, wo er sich mit Hebe, der Göttin der Schönheit, vermählt. Ein durchaus bemerkenswertes Fazit: Helden können sich nicht alles erlauben – und damit Fürsten, denn in Herkules spiegelt sich Ludwig XIV., zu dessen Krönungsfeierlichkeiten in Paris 1662 Francesco Cavalli Butis Text vertont hat. Mit ...
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Opernwelt Juli 2023
Rubrik: Panorama, Seite 54
von Götz Thieme
Entgegen der Erwartung lässt Regisseur Julien Chavaz Alices Reise durch das Wunderland (hier könnte das Stück auch «Alices Reise durch die bunt-psychedelische Wunderwelt» heißen) im Orchestergraben neben Dirigent Jérôme Kuhn beginnen. In einem rasanten Tempo – Komponist Gerald Barry verbindet in nur knapp 60 Minuten die Schlüsselmomente beider «Alice»-Bücher...
Am wirkungsvollsten kommt der Chor zum Einsatz. Am Anfang ist die Menschenmenge das Meer selbst, ein schemenhaftes, ruhiges, aber unerbittliches Meer. Es schwappt im Halb-, im Dreivierteldunkel näher an den Bühnenrand, schwappt wieder zurück und speit schließlich Peter Grimes aus, der doch einer von ihnen ist, ein Mensch wie die anderen auch, der in der...
Michael Spyres begeistert und verzückt die Opernwelt seit vielen Jahren. Seine Stimme schwingt sich scheinbar mühelos in höchste Höhen auf, Koloraturen sprudeln nur so aus ihm heraus, Langstreckenopern wie Meyerbeers «Les Huguenots» oder Rossinis «Guillaume Tell» in der Urfassung bewältigt er mit nie versiegender Energie. Das Repertoire des 1979 geborenen Sängers...