Folklorefrei
Es ist eine ruppige Romantik, die Laurence Equilbey am Pult des Insula orchestra in der deutschesten Oper des frühen 19. Jahrhunderts aufspürt. Ihre Tempi stürmen und drängen, die Artikulation ist forsch akzentuiert. Und die seinerzeit so kühnen Klangfarben sind in schärfster Deutlichkeit herausgearbeitet. Carl Maria von Weber widerfährt so eine ganz neue Gerechtigkeit, zu der sich selbst ein Nikolaus Harnoncourt nicht mit letzter Konsequenz bekennen wollte.
Denn der Meister der historischen Aufführungspraxis in Barock und Klassik wählte für seine Einspielung – bislang unangefochtene Referenz auf dem Plattenmarkt – noch die Berliner Philharmoniker. Schroffe Kontraste, welche die Modernität der Partitur beglaubigen, stehen bei ihm doch eher gemäßigte Tempi und ein traditionell dunkles Klangbild gegenüber. Equilbey kann nun auf Harnoncourts Erkenntnissen aufbauen, sie geht indes einen entscheidenden Schritt weiter.
Ihr Insula orchestra hat sich auf die Interpretation des romantischen Repertoires auf historischen Instrumenten spezialisiert, was sich nun deutlich auszahlt. Sehnige, in ihrem Vibrato reduzierte Streicher, sprechende Holzbläser und die der Waldesromantik des Werks ...
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Opernwelt Juli 2021
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 35
von Peter Krause
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