Sein oder nicht sein: Rafael Bruck (Hamlet); Foto: Matthias Stutte
Flammendes Plädoyer
Es hängt was schief im Staate Dänemark: Hoch oben im Bühnenhimmel des Theaters Krefeld baumelt ein imposanter Thronsessel. Noch in der Ouvertüre angelt sich der Brudermörder Claudius das verwaiste Sitzmöbel herunter, nimmt Platz und pflanzt in aller Ruhe die Königskrone auf sein Haupt. Gut drei Stunden später steht vorne auf Hermann Feuchters mit glattem Parkett ausgelegter Bühne ein kleiner Kinderthron. Doch er bleibt leer – der Prinz wird ihn wohl nie besteigen.
Ambroise Thomas’ «Hamlet»-Adaption ist durch und durch ein Kind der Shakespeare-Rezeption im 19. Jahrhundert.
Paris zeigte damals eine stark modifizierte Schauspielfassung von Alexandre Dumas d. Ä. und Paul Meurice, auch Thomas’ Librettisten Michel Carré und Jules Barbier verschoben die Kräfteverhältnisse in Shakespeares Drama zugunsten der scheiternden Liebesbeziehung zwischen Hamlet und Ophelia, inklusive einer spektakulären Wahnsinnsszene. Der berühmte «Sein oder nicht sein»-Monolog des Titelhelden wurde eher beiläufig behandelt.
Thomas’ Oper gilt daher vor allem als Diven-Futter und ist selten zu sehen. Tatsächlich gibt es dramaturgische Schwächen und Längen, wirkt manches prachtvolle, an Verdis «Don Carlo» ...
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Opernwelt Januar 2018
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Regine Müller
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In Helsinki zu leben, müsse schrecklich sein, vermutete vor Jahren ein englischer Musikkritiker, weil es dort weder Klempner noch Taxifahrer gebe, sondern nur Dirigenten. Mittlerweile haben sie sogar ihren eigenen Wegweiser, sozusagen die Gelben Seiten der Taktstockschwinger. Und nun dieses Buch. Agenten und Orchesterdirektoren werden sich darauf stürzen. Denn...
