Etwas mehr Ernst, bitte!
Jedes Jahr gibt es zur Festspielzeit in Georg Friedrich Händels Geburtsstadt die Neuproduktion einer seiner Opern. Leider ergreift man dabei kaum einmal die Chance, die Stücke als Herausforderung für eine szenische Neubefragung zu begreifen. Auch die «Ottone»-Inszenierung der Leipziger Operndirektorin Franziska Severin variiert nur längst erprobte Muster, vor allem in den Da-capo-Arien, wo sie sich damit be-
gnügt, den jeweiligen Handlunskontext zu ironisieren.
Und weil Helmut Brades Bühnenbild einem großen Bastelbogen ähnelt und auch die Kostüme Sabine von Oettingens aus der Abteilung «verspielte Exotik» stammen, nimmt niemand das Libretto von Nicola Franceso Haym ernst. Man zieht sich mit Gags und anderen Oberflächenreizen aus der Affäre. Das lieto fine kommt der Regisseurin so absurd vor, dass sie es vom Blatt singen, die Interpreten also auf Distanz zum Geschehen gehen lässt. Wie man aus verwickelten Barock-Libretti ernsthafte Erkenntnisfunken schlagen kann, hatte Nicola Hümpel im Vorjahr mit ihrer «Orlando»-Inszenierung gezeigt, die im Rahmen der Händel-Festspiele 2011 als Reprise zu besichtigen war. Bleibt zu hoffen, dass der neue Opernintendant Axel Köhler künftig mehr Mut ...
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Opernwelt August 2011
Rubrik: Panorama, Seite 38
von Joachim Lange
Eigentlich ist die Geschichte zu grotesk, um glaubwürdig zu sein. Gerade beginnen sich die Alliierten im Zweiten Weltkrieg durchzusetzen, dämmert es allen Beteiligten, dass Hitlers Traum vom Tausendjährigen Reich nicht mehr war als eine aberwitzig-grausame Selbstüberhöhung, da entscheidet sich der lettische Komponist und Dirigent Bruno Skulte, zu dieser Zeit...
Marc Minkowski hat gerade an zwei aufeinanderfolgenden Abenden Meyerbeers «Les Huguenots» dirigiert – jeweils vier Stunden Musik, mit Pausen sogar fünf Stunden – und wirkt im Gespräch danach so frisch, als sei es ein Leichtes, gleich das nächste Dirigat vorzubereiten. Seine Entscheidung für die selten gespielte Oper ist in mehrerer Hinsicht logische Konsequenz...
Die Geschichte vom «Mann am Klavier» hat im 20. Jahrhundert mehrere Wandlungen durchlaufen, letztlich ist es eine Emanzipationsgeschichte. Längst sind die Liedbegleiter aus dem Schatten getreten (gelegentlich aus einem entwürdigenden Dunkel), längst wird die künstlerische Eigenständigkeit ihres Beitrags wahrgenommen, was sich auf der Bühne eher spiegelt als in der...