Kulturoffensive
Schon 1936 wurde mit der Gründung des Palestine Symphony Orchestra der Grundstein für das heutige Israel Philharmonic Orchestra gelegt. Das Konzertangebot in Jerusalem und vor allem Tel Aviv war immer und ist nach wie vor attraktiv. Doch die Oper hatte es nicht leicht. Das lag zunächst an der besonderen Situation des jungen Staates, der Pionier- und Verteidigungsgesellschaft, die andere Sorgen hatte als «Feste schöner Stimmen». Hinzu kam und kommt die außerordentliche Heterogenität der israelischen Gesellschaft, die sich zudem kontinuierlich verändert.
Die Generation der vor den Nazis Geflohenen oder Shoah-Überlebenden kam zum Teil aus dem mitteleuropäischen, nicht zuletzt deutschsprachigen (Bildungs)Bürgertum: Die «Jeckes» standen auch für abendländische Tradition. Wobei zur «klassischen» Musik eben auch die Oper gehörte, sogar Wagner. Die Diskussionen, ob in Israel Wagner, auch Strauss, gespielt werden sollen oder nicht, flackern immer wieder auf, scheinen aber an Intensität verlieren. Trotzdem haben sich Zubin Mehta wie Daniel Barenboim mit ihrem Einsatz für Wagner nicht gerade beliebt gemacht. Im CD-Shop der Tel Aviver Oper sind Wagner-Aufnahmen allerdings durchaus erhältlich.
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Opernwelt August 2011
Rubrik: Reportage, Seite 46
von Gerhard R. Koch
«Amerika, du hast es besser», schwärmte schon Goethe. Voltaire hätte das ebenso bestritten wie Leonard Bernstein, der aus dessen «Candide» ein – ja, was eigentlich machte? Ein Musical? Eine Revue? Ein Lustspiel mit Musik? Als «comic operetta» wollte er die Satire auf die Leibniz’sche These verstanden wissen, dass das ganze Menschenglück auf Erden zu finden sei....
Zu den Grundvoraussetzungen ästhetischer Moderne gehört der Zweifel: an traditionellen Werten, Inhalten, Formen, Techniken, Materialien. Wenn Hegel lakonisch definierte: «Der Weg des Geistes ist der Umweg», dann meinte er genau dies: Direkt lässt sich nun einmal nicht zur Wahrheit – wie auch immer – gelangen. Die Entscheidung für den «Umweg» hat denn auch elementar...
An Ausgrabungen auf dem Gebiet der romantischen Belcanto-Oper hat es in den letzten Jahrzehnten wahrlich nicht gefehlt. Keine der etwa 80 Opern Gaetano Donizettis ist gänzlich unbeachtet geblieben, Saverio Mercadante und Giovanni Pacini sind heute jedem ernsthaften Opernfreund ein Begriff und zahlreiche vorher namenlose Kleinmeister wieder ins Gedächtnis...