Es gibt keinen Weg zurück

Henderickx: De Bekeerlinge in Antwerpen

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Am Anfang die Dunkelheit. Und ein Klang, der raunend durch den Saal kreist und von dem man zunächst nicht weiß, woher er stammt. Man spürt nur, dass damit eine Atmosphäre der unheilvollen Ahnung heraufbeschworen wird. Wer den Roman «De Bekeerlinge» (zu deutsch: «Die Fremde») von Stefan Hertmans gelesen hat, der Krystian Lada als Grundlage für sein Libretto diente, weiß natürlich schon zu diesem frühen Zeitpunkt, dass die Ahnung keineswegs trügt. Diese Geschichte einer verunglückten Konversion (oder sollte man sagen: Assimilation?) ist durch und durch von Tragik durchglüht.

Und sie zeigt, nicht zum ersten Mal, dass der französische Philosoph Paul Ricœur vermutlich doch sehr nahe bei der Wahrheit lag, als er die Religion eine «ontologische Psychose» nannte. 

Drei Stunden lang werden wir in der Opera Vlaanderen in Antwerpen – bei der Uraufführung von «De Bekeerlinge» («The Convert») – Zeuge einer solchen Psychose. Die Musik dazu hat Wim Henderickx komponiert; es ist eine Musik, die sehr gut auch als Soundtrack zu einem Psychothriller taugen würde in ihrer filmmusikalischraunenden Attitüde. Finster grundiert, folgt sie dem Prinzip der akkumulativen Verdichtung gänzlich ...

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Opernwelt 7 2022
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Jürgen Otten

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