Erneuerung und Bewahrung

Beschädigt das Regietheater ein «Werk»? Ein Bayreuther Symposion zu einem Dauerkonflikt in der Oper

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Der Titel war gut gewählt, denn er formulierte einen ers­ten Befund: «Angst vor der Zerstörung.» Um Positionen des Musiktheaters (natürlich besonders des Wagner’schen) zwischen Archiv und Erneuerung ging es bei einem hochkarätig besetzten Symposion während der Bayreuther Festspiele. Ein von der FU Berlin und den Festspielen gemeinsam initiiertes Wochenende, bei dem erfreulicherweise nicht nur historische Bezugslinien gezogen wurden, sondern auch aktuelles Theatergeschehen im Mittelpunkt stand, besonders natürlich die «Meistersinger»-Inszenierung von Katharina Wag­ner.

Warum ist die Angst, dass Inszenierungen eine Oper zerstören können, so groß? Wird überhaupt etwas zerstört? Wenn ja, was? Und warum tobt die Auseinandersetzung zwischen Bewahrern und Erneuerern gerade bei Wagner heftig?
Bei einer Publikumsdiskussion im Markgräflichen Opernhaus brachen solche Fragen nachdrücklich auf. Für Ro­bert Sollich, den Dramaturgen der neuen «Meis­tersinger», sind Innovation und Tradition überhaupt nicht zu trennen. Beides bilde ein Spannungsfeld, in dem sich Interpretation zu bewähren habe, gemäß Walter Benjamins Devise, nach der ein Text permanent «nach­reift». Bernd Fülle (Oper Frankfurt) ...

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Opernwelt November 2007
Rubrik: Magazin, Seite 31
von Stephan Mösch

Vergriffen
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