Erneuerung und Bewahrung
Der Titel war gut gewählt, denn er formulierte einen ersten Befund: «Angst vor der Zerstörung.» Um Positionen des Musiktheaters (natürlich besonders des Wagner’schen) zwischen Archiv und Erneuerung ging es bei einem hochkarätig besetzten Symposion während der Bayreuther Festspiele. Ein von der FU Berlin und den Festspielen gemeinsam initiiertes Wochenende, bei dem erfreulicherweise nicht nur historische Bezugslinien gezogen wurden, sondern auch aktuelles Theatergeschehen im Mittelpunkt stand, besonders natürlich die «Meistersinger»-Inszenierung von Katharina Wagner.
Warum ist die Angst, dass Inszenierungen eine Oper zerstören können, so groß? Wird überhaupt etwas zerstört? Wenn ja, was? Und warum tobt die Auseinandersetzung zwischen Bewahrern und Erneuerern gerade bei Wagner heftig?
Bei einer Publikumsdiskussion im Markgräflichen Opernhaus brachen solche Fragen nachdrücklich auf. Für Robert Sollich, den Dramaturgen der neuen «Meistersinger», sind Innovation und Tradition überhaupt nicht zu trennen. Beides bilde ein Spannungsfeld, in dem sich Interpretation zu bewähren habe, gemäß Walter Benjamins Devise, nach der ein Text permanent «nachreift». Bernd Fülle (Oper Frankfurt) ...
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Bei Jake Heggie zeichnet sich eine neue Wertschätzung alter Tonalitätstugenden durch junge Komponisten ab. Orchestrale Sprachfähigkeit geht in seiner Oper «Dead Man Walking» einher mit betont kantablem Ausdruck. Leichter Hollywood-Sound hier und da mag von der Kenntnis des Tim-Robbins-Films herrühren. Hagen präsentierte die zweite deutsche Inszenierung nach der...
Così fan tutte – so machen’s alle. Nicht aber in Bonn im Falle von Puccinis «La Bohème», einer Oper, der man sich aufgrund vieler klischeehafter Aufführungen eigentlich mit Vorbehalten zu nähern pflegt. Bei Dietrich Hilsdorf jedoch, einem vor Ort seit vielen Jahren vertrauten Regisseur (wenn auch leider nicht mehr im Schauspiel), dürfen Erwartungen an eine...
Dem Klischee, dass für die Partie der Amina in Bellinis «Sonnambula» Anmut und Agilität ausreichen, hat keiner energischer widersprochen als Felice Romani, der Librettist. «Auch wenn es auf den ersten Blick den Anschein hat, als sei die Rolle leicht darzustellen, ist sie wahrscheinlich schwieriger als andere, die bedeutender wirken mögen.» Dass Amina und Norma...