Erlösung gibt's hier keine
Stimmlich haben sich hier zwei gefunden: Seunghee Kho als Violetta Valery und Sung Min Song als Alfredo Germont geben, obschon beide eigentlich keine idealen Vertreter des Bel Canto, musikalisch ein prächtiges Paar ab. Eine exzellente Abstimmung mit dem Orchester hilft ihnen überdies; die Interimsspielstätte «Oper am Luisenpark» verfügt über eine schöne Balance zwischen Graben und Bühne.
Die lyrische Lesart des Gespanns passt jedenfalls äußerst gut zu Verdis realistischer Sichtweise auf den Totentanz der vom «richtigen» Weg Abgekommenen und zur fatalen Mixtur aus Lebenslust und Zerfall.
Das herausstechende Merkmal der Violetta in Luise Kautz’ Inszenierung sind ihre roten Haare. Ein überreifes Vitalitätssignal im sterbenden Körper. Damit ist sie auch erwachsener als Alfredo, der mit der Farbe seines Jacketts in der einleitenden Festorgie ein grüner Junge ist. Vertrauen zu haben, das muss er erst noch lernen, doch als er es gelernt hat, ist es auch schon zu spät. So opfert sich Violetta am Ende für das von dessen Vater ihr abgepresste Familienglück auf dem Altar der Liebe. Aufgebahrt liegt die Lebedame nach einem letzten Aufbäumen auf den Altarstufen vor dem dreiflügeligen Schrein, ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Januar 2025
Rubrik: Panorama, Seite 44
von Bernd Künzig
Wer mit so populären Werken wie Faurés Requiem und dem noch bekannteren Mozarts gegen die diskographische Konkurrenz anzutreten wagt, muss Neues zu sagen haben. Für Raphaël Pichon wie für Thibaut Lenaerts trifft dies zu, kommen sie doch beide aus der historisch informierten Aufführungspraxis. Pichons Blick auf Mozarts Schwanengesang ist entscheidend geprägt durch...
Einen Moment gibt es an diesem merkwürdig übersteuerten Abend, da kehrt das Stück plötzlich zu sich selbst zurück: Akt vier, erste Szene. Soeben und parallel zum «Patria opressa!»-Chor, haben die Schergen des Königs die drei Kinder von Macduff hinterrücks erschossen und seiner Ehefrau brutal die Kehle durchgeschnitten, da tritt der darob in seiner Existenz...
Nicht, dass es in den zwei Jahrzehnten zuvor schlecht gelaufen wäre, keineswegs. Immerhin wurde während der Intendanz von Eric Vigié der hochmoderne Anbau, mit dem die Opéra de Lausanne eine eigene Produktionsstätte erhielt, seiner Funktion übergeben. Doch mit der Ankunft von Claude Cortese, dem neuen Intendanten der Opéra de Lausanne, hat jetzt auch künstlerisch...
