Alte Zeiten: Gabriella Létay Kiss (Valentine) und Gergely Boncsér (Raoul); Foto: Hungarian State Opera/Valter Berecz
Erbarmungslos
Es sollte ein Festakt zum 500-Jahre-Jubiläum der Reformation in Budapest werden. Es wurde eine (von den um einen Kollektivvertrag streikenden Hausgewerkschaften um ein Haar verhinderte) Premiere der Ungarischen Staatsoper. Dass der Vorhang überhaupt hochging, verdankt sich allein Szilveszter Ókovács, dessen Direktorenvertrag soeben um fünf Jahre verlängert wurde.
Er wandte die Zuckerbrot-und-Peitsche-Taktik seines Vorbildes und Förderers, Ministerpräsident Viktor Orbán, an: Im gleichen Atemzug mit der Drohung, das Ensemble abzubauen und das öffentlich geförderte Haus in eine private Wirtschaftsform zu überführen, stellte er allen Mitwirkenden der Produktion, die ihre Arbeit wiederaufzunehmen bereit waren, eine dreifache (!) Extragage in Aussicht. Und siehe da: Nach 80 Jahren fanden Meyerbeers «Les Huguenots» – in kaum gekürzter Fassung und in der Originalsprache – den Weg auf die Bühne des Erkel Theaters, dessen gute Akustik für große französische Oper weit mehr geeignet ist als das gerade vor der Renovierung stehende Prunkgebäude an der Andrássy Straße.
Kulturpolitisch erschien die Wahl dieses «die Schranken der Nationalvorurteile zerschlagenden» Werks (Richard Wagner) in einem ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Januar 2018
Rubrik: Panorama, Seite 39
von Máté Mesterházi
Sie ist eine der berühmtesten Frauenfiguren der japanischen Geschichte, gelebt hat sie vermutlich von 1165 bis 1211: Shizuka Gozen, auch bekannt als Lady Shizuka. Ihre Geschichte, in aller Kürze, geht so: Zwei Brüder konkurrieren um die Macht. Einer von ihnen ist ihr Geliebter. Der andere will ihn umbringen. Shizuka verhilft ihm zur Flucht, gerät aber selbst in...
In Virgil Thomsons Suffragetten-Oper auf ein Libretto von Gertrude Stein geht es, wenn man so will, um eine Frau, die sich in anarchischem Getöse Gehör verschaffen will. Jetzt sorgt R. B. Schlathers erhellende Produktion der «Mother of Us All» (1947) für die frisch renovierte Hudson Hall in der zwischen New York City und Albany gelegenen Kleinstadt Hudson dafür,...
Das Markenzeichen der English Touring Opera? Klar, die Herumtreiberei. Aber auch eine verblüffende musikalische Kompetenz, ein betont schlichter Inszenierungsstil – und ein Programm, das so manchem gut finanzierten Theatertanker als Vorbild dienen könnte.
Nominell hat die ETO ihren Sitz in der Hauptstadt, doch eine feste Spielstätte gibt es nicht: Landesweites...
