Ein Kind der Natur

Lise Davidsen gibt beim Bergen Festival ihr umjubeltes Rollendebüt als Tosca

Opernwelt - Logo

Seit 70 Jahren verwandelt sich das beschauliche Bergen für zwei Wochen in einen brodelnden Schmelztiegel aus Kunst, Kultur, Musik, Theater und Tanz. Bei der Jubiläumsausgabe des Bergen International Festival stand jetzt die Sopranistin Lise Davidsen im Mittelpunkt: mit ihrem Rollendebüt als Tosca und als Artist in Residence.

Für eine konzertante Opernaufführung ist die Grieghalle im Herzen der Stadt nachgerade perfekt: Die rund 1500 Plätze «blicken» gleichsam kinosaalartig auf das Bergen Filharmoniske Orkester hinab.

Der Saal besticht vor allem durch seine klare, kompakte Akustik. Das Orchester klingt hautnah, jede Nuancierung wird deutlich, nichts fasert aus. Edward Gardner verausgabt sich am Pult regelrecht, um die in der Partitur enthaltenen Emotionen griffig herauszuarbeiten. Das gelingt dem Dirigenten mit Grandezza, obwohl er mehr auf sein Orchester als auf die Sängerinnen und Sänger fokussiert zu sein scheint. Auch wenn es eine konzertante Produktion ist, hat man sich dafür entschieden, szenische Elemente einzubauen. Das vermindert die Steifheit, ermöglicht bisweilen mehr Tiefe und Dimension, birgt aber immer wieder die Gefahr unfreiwilliger Komik, eines unentschiedenen ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juli 2023
Rubrik: Magazin, Seite 76
von Katharina Stark

Weitere Beiträge
Der Augenblick der Liebe

Michael Spyres begeistert und verzückt die Opernwelt seit vielen Jahren. Seine Stimme schwingt sich scheinbar mühelos in höchste Höhen auf, Koloraturen sprudeln nur so aus ihm heraus, Langstreckenopern wie Meyerbeers «Les Huguenots» oder Rossinis «Guillaume Tell» in der Urfassung bewältigt er mit nie versiegender Energie. Das Repertoire des 1979 geborenen Sängers...

Der Kavalier der späten Stunde

Übermannshohe Geschenkschachteln, die auf der Drehbühne kreisen, zum Wohnzimmer mutieren, zum Badezimmer, adligen Salon, unentwirrbaren Straßengeflecht. Wenn Fadinard bloß wüsste, in welcher dieser verdammte Florentiner Hut steckt! Der Hut einer nicht allzu ehrbaren Dame, den sein Pferd gefressen hat, ausgerechnet am Morgen des ersehnten Hochzeitstags. Weshalb ihm...

Gefährliche Liebschaften

Wenige Tage nach der Zürcher Premiere von «Lessons in Love and Violence», seiner dritten Oper, konnte George Benjamin den Ernst-von-Siemens-Musikpreis entgegennehmen. Die Ehrung folgt einer eigenen, plausiblen Logik. Der Engländer mit Jahrgang 1960 ist genuin mit der musikalischen Tradition des 20. Jahrhunderts verbunden, er verfügt über reiche Einfallskraft und...