Editorial

Opernwelt - Logo

«Nie sollst du mich befragen, noch Wissens Sorge tragen, woher ich kam der Fahrt, noch wie mein Nam’ und Art.» Ende August tänzeln Hans Neuenfels’ putzig-unheimliche «Lohengrin»-Ratten ein letztes Mal über die Bayreuther Festspielhausbühne. Ein letztes Mal erleben wir dann, wie der Schwanenritter, der einzig Unverstellte in Reinhard von der Thannens aseptischem Versuchslabor, vor den bizarren Verhältnissen flieht. Surrealistisches Wagner-Theater, das Fabel und Figuren zur Kenntlichkeit entstellt, ist diese vor der Ausmusterung stehende Produktion.

Und inzwischen kommt es uns so vor, als ob wir hier auch in einen Spiegel schauen, in dem sich, grotesk maskiert, der ganze Wagnerwahn der letzten Monate abspielt. Immer geht es darum, dass irgendjemand oder irgendwas irgendwem nicht passt. Die «Hügelverbot»-Affäre um Eva Wagner-Pasquier. Die Suspendierung Anja Kampes als Isolde, vier Wochen vor der Premiere. Die abrupte Trennung von Lance Ryan, dem Siegfried im Castorf-«Ring», die offenbar ohne Absprache mit dem «Ring»-Dirigenten Kirill Petrenko erfolgte. Fragen laufen ins Leere. Schweigen ist Gold.

Auf solchem Boden blüht das Gerede, die Spekulation, das Gerücht. Und stürzt, um der ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2015
Rubrik: Editorial, Seite 1
von Wiebke Roloff & Albrecht Thiemann

Weitere Beiträge
Liebespaare in blühenden Büschen

War der Königlich Preußische Gartenarchitekt Peter Joseph Lenné ein verkappter Bühnenbildner? Auf diesen Gedanken kann kommen, wer die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci besucht. Bevor man eine der im Schlosspark verstreuten Aufführungsstätten erreicht, nimmt das Auge herrliche Kulissenwechsel wahr: Hier eröffnen die raffiniert
geschwungenen Pfade den Blick auf ein...

Französisches Schottenstück

Der Vorrat vernachlässigter Komponisten der französischen (Früh-)Romantik scheint unerschöpflich. Dass diese Epoche heute zunehmend wiederentdeckt wird, verdankt sich einem Geschmackswandel, der Heiterkeit, Eleganz und Ironie nicht mehr mit Oberflächlichkeit gleichsetzt. Viele Ausgrabungen gehen aber direkt auf das Konto der dieses Terrain systematisch sondierenden...

Tanzend ins Nichts

Ein Adliger schwängert ein Bauernmädchen und lässt es dann sitzen. Drei Akte lang hofft die Verlassene auf seine Rückkehr, doch als sie Zeugin seiner Hochzeit mit einer standesgemäßen Braut wird, stürzt sie sich von einem Felsen. Gerade erst hat Regisseur Michael Sturm Stanislaw Moniuszkos 1858 uraufgeführte «Halka» am Pfalztheater Kaiserlautern vorsichtig...