Editorial

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Wanderer, kommst Du nach Trier und wendest Dich, nachdem Du die Portra Nigra passiert (und hoffentlich einen flüchtigen Gedanken an Karl Marx und den guten Ambrosius von Mailand verloren) hast, in Richtung Universität, wirst Du mit Weisheit belohnt. «In der Stadt Trier», so steht es auf dem Siegel der ehrwürdigen Bildungsstätte eingemeißelt, «führt Gott die Gaben der Weisheit zur Vollendung.» Leider ist die Zahl der Menschen, die daran noch glauben, in der historisch-schmucken Moselstadt offenbar signifikant gesunken.

Darauf deutet zumindest ein handfester Theaterskandal, bei dem es um weit mehr geht als um einen Intendanten, der sein Haus an den Rand des Abgrundes führte. Es geht um die Glaubwürdigkeit von Kulturpolitik schlechthin. Und um Verantwortung.

Um das Dilemma zu verstehen, dem man ohne Weiteres die Überschrift «Schuld und Bühne» verleihen könnte, ist ein Blick zurück hilfreich, genauer: in den Sommer 2016. Obwohl zu dieser Zeit allen Beteiligten bekannt war, dass Karl M. Sibelius, der erst ein Jahr zuvor als Chef des Theaters Trier angetreten war, den Etat des Dreispartenhauses um mehr als zwei Millionen Euro überzogen hatte, wurde sein Vertrag am 27. ...

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Opernwelt Januar 2017
Rubrik: Editorial, Seite 1
von Jürgen Otten & Albrecht Thiemann

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