Doppelspiel
Kurz vor der Premiere macht ein Gerücht die Runde. Max Brands «Stormy Interlude» dauere nicht einmal vierzig Minuten, also spiele man das Stück gleich zweimal hintereinander. So etwas kannte man bisher eigentlich nur von Karlheinz Stockhausen, der vor allem bei Uraufführungen einzelner Szenen des «Licht»-Zyklus dem Publikum nach der Pause die Möglichkeit bieten wollte, alles noch mal aus anderer (Hör-)Perspektive zu erleben.
Aber macht so etwas Sinn bei einem 1955 komponierten Einakter eines fast völlig vergessenen Komponisten? Max Brand (1896-1980) befasste sich zwar ausführlich mit elektronischer Musik, «Stormy Interlude» ist jedoch ein orchestral eher traditionell besetztes Werk. Regisseurin Amélie Niermeyer hatte die Idee einer doppelten Aufführung – und traf damit voll ins Schwarze.
In einer virtuosen film noir-Atmosphäre spielt sich der Konflikt zwischen einer Mutter und ihrer Tochter ab. Die Mutter hat ein Alkoholproblem, reißt ständig die Haustür auf, die Tochter wirkt psychisch ebenfalls ziemlich instabil. Mehrfach geraten die beiden aneinander, vieles wiederholt sich. Bis ein Fremder in die unidyllische Einsamkeit bricht. Eigentlich ist es ein Verbrecher, doch die ...
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Opernwelt Juli 2016
Rubrik: Panorama, Seite 41
von Jörn Florian Fuchs
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Alle wollten ihre Stoffe, ihre Schnitte, ihre Farben. Peter Stein, dessen Berliner Schaubühnen-Ensemble sie über mehr als zwei Jahrzehnte in Kleider steckte, die wahre Leute machten. Klaus Michael Grüber und Robert Wilson, George Tabori und Patrice Chéreau, der Moidele Bickel u. a. für seinen Salzburger «Don Giovanni» (1994) und sein Filmepos «Die...
Schwer zu sagen, wem das Copyright für dieses wunderschrundige Theater der Vergeblichkeit gebührt. Für diese tragikomischen Gestalten mit starrem Blick und wachem Ohr, denen das Leben längst entglitten zu sein scheint. Für die hinterlistig verschrobenen, aus Musik und schwarzem Humor gewonnenen Geschichten, die uns so rätselklar anspringen. Immer wieder. Seit sie...