Die Würde hat ihre Leere

«Lohengrin» unter Hans Knappertsbusch, «Die Meistersinger von Nürnberg» unter Rudolf Kempe

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Da horchen Kenner der Wagner-Diskografie auf: Einen «Lohengrin» unter Hans Knappertsbusch gab es bisher nicht. Der Dirigent hat das Stück in Bayreuth nie geleitet. Identifiziert wurde er mit «Parsifal», ein halbes Dutzend Aufnahmen dokumentiert, warum. Das Label Orfeo – um «Knas» künstlerisches Erbe seit Langem bemüht – steuerte eine besonders schöne von 1964 bei sowie unter anderem den kompletten «Ring» (1956), einen ungewöhnlichen «Holländer» (1955) und kürzlich die Bayreuther «Meistersinger» von 1960 (siehe OW 12/2015). Nun also «Lohengrin», mitgeschnitten am 2.

September 1963 im Münchner Prinzregententheater. Es war kurz vor dem Umzug ins wiederaufgebaute Nationaltheater, Rudolf Hartmanns alte Inszenierung wurde danach entsorgt. Knappertsbusch hat den «Lohengrin» in München zwischen 1954 und 1963 immerhin 16-mal dirigiert. Bei der Aufnahme handelt es sich um einen Hausmitschnitt aus dem Archiv von Herbert List, der von 1938 bis 1977 an der Bayerischen Staatsoper tätig war – als Regisseur, Betriebsleiter und schließlich auch als Stellvertreter des Intendanten. Die Tonqualität ist dennoch passabel. Dass man hört, wer gerade nach hinten singt oder in die Gasse, gibt einen ...

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Opernwelt Juli 2016
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 23
von Stephan Mösch

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