Die richtige Mischung
Drei überaus erfolgreiche Opernkomponisten stehen, bei allen Unterschieden, exemplarisch für den Zwiespalt von Moderne und Tradition: Benjamin Britten, Hans Werner Henze und Aribert Reimann. Von der guten, alten Oper wollten sie nicht lassen, ebensowenig von der Anlehnung an hohe literarische Vorlagen. Auch in der Distanz zur «doktrinären» Avantgarde der Darmstädter Nachkriegsschule waren sie sich einig. Am wenigsten programmatisch retrospektiv ist Reimann, der es kaum mit schöner «Neuer Einfachheit» hielt.
Doch den Riss, der durch die Komponistenwelt ging, hat am krassesten Pierre Boulez 1967 artikuliert: Eine neue Beatles-Platte sei ihm wichtiger als eine Henze-Oper. Aber schon Henzes Ästhetik war ungleich komplexer, reichte vom Schönheitskult übers linke Engagement, musica povera, avancierte Materialexplorationen bis zum «Instrumentalen Theater». Britten ist schon 1976 gestorben, die 1968er-Turbulenzen, auch in der Kunst, haben ihn in England nicht tangiert, die Krisen der Oper, das experimentierende Musiktheater wenig verunsichert. Während bei Reimann die Buffa keinen Platz fand, hat das Komische bei Britten (wie bei Henze) durchaus Raum. Die Kontroversen um Reihe, Nostalgie, ...
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Opernwelt 7 2022
Rubrik: Panorama, Seite 57
von Gerhard R. Koch
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