Das Leben führt Regie
Es nahm sich aus wie ein besonders pointierter Regieeinfall und war doch nur dem Leben und seiner manchmal bitteren Realität geschuldet: eine Emilia Marty im Rollstuhl. Die alternde, mehr als 300-jährige Sängerin auf der Jagd nach dem Rezept für die ewige Jugend, gezeichnet als morbide, vom Verfall bedrohte Frau. Aber des Rätsels prosaische Lösung zeigt andere Hintergründe auf, die Michael Börgerding, Bremens neuer Intendant, dem Publikum vor Beginn der Vorstellung aufdeckt: ein zwei Wochen zuvor erfolgter Sturz der Sängerin, bei dem sie sich zwei heftige Frakturen zugezogen hatte.
Trotzdem wollte und sollte sie singen.
Was der Idee als solcher natürlich nichts nimmt. Sie passte punktgenau in eine Inszenierung, in der sich die junge Regisseurin Anna-Sophie Mahler ganz von der Feinarbeit leiten ließ, die das Stück in Komposition und Text vorlegt, und daraus ein ausgefeiltes psychologisches Kammerspiel entwickelte. Katrin Connan und Sophie Krayer lieferten den eindrucksvollen optischen Rahmen: hohe, kafkaesk anmutende, bis auf wenige Requisiten leere Bühnenäume, die sich durch den Einsatz der Maschinerie häufig verwandelten und damit bruchlose Übergänge innerhalb des pausenlos ...
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Opernwelt Januar 2013
Rubrik: Panorama, Seite 36
von Gerhart Asche
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