Chez Sigmund

Graz | Strauss: Elektra

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Knapp eine Viertelstunde vor Schluss, einen Takt nach Ziffer 199 a des Klavierauszugs, betritt Freud in Gestalt des Tenors Manuel von Senden die Bühne. Mürrisch beklagt er die mangelnde Illumination des (von Katrin Connan aus durchsichtigen Folien errichteten) Etablissements für mental Instabile, überlässt sich leichtsinnigerweise der Führung einer beflissenen Patientin. Mit letalen Konsequenzen: Etwas über hundert Takte später wird er von den Insassen der psychiatrischen Anstalt brutal gemeuchelt.

Das Ganze erinnert den Filmfreund irgendwie an den Schluss von Brian de Palmas Thriller «Dressed to kill».

Der geneigte Leser ahnt, welche Szene hier beschrieben wird: jene des Ägisth aus Strauss’/Hofmannsthals «Elektra». Dass der Usurpator und Sohn der Gattenmörderin Klytämnestra in der Grazer Aufführung die Züge des großen Psychoanalytikers aus der Wiener Berggasse erhält, hat indes akzeptable Gründe. Siedelte Regisseur Johannes Erath, gestützt vom Produktions-Dramaturgen (und Hamburgischen Operndirektor) Francis Hüsers, das Geschehen doch in der Entstehungszeit des Werkes an – mit deutlichen Querverweisen auf Wirken und Aussagen Freuds, der zur Zeit, da Hofmannsthal an seiner ...

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Opernwelt April 2012
Rubrik: Panorama, Seite 38
von Gerhard Persché

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