Außenseiter, Kosmopolit, Alleskönner
Überraschen müsste nicht die späte Einsicht, die hier mitgeteilt und begründet wird. Überraschen müsste, dass es dazu so spät erst kommt. Immerhin liegt, worum es hier geht, schon mehr als hundert Jahre zurück, ohne dass es historisch verjährt wäre. Ob die Einsicht – falls sie denn überhaupt einleuchtet – zu heutigen Konsequenzen führen wird, bleibt abzuwarten. Fällig wären Konsequenzen zumal bei den praktischen und theoretischen Sachwaltern des österreichischen heiteren Musiktheaters.
Angezeigt ist die Einsicht schon im Titel dieses Essays.
Etwas üppiger ausgedrückt, besagt er: Ohne die anregende, maßgebliche Mitwirkung des Librettisten und Bühnenkomponisten, des findigen Importeurs und Bearbeiters ausländischer Werke namens Genée, wäre die Wiener Operette unterblieben. Genauer, es gäbe sie nicht als das, was sie dann doch geworden ist: als profiliertes musikdramatisches Genre, familienähnlich zwar mit dem Vorbild der Pariser Operette, doch mit unverkennbar eigenem Gepräge.
Nicht anders als kurz zuvor in Paris war das, was da neu entstand, auch in Wien keine Schöpfung aus dem Nichts heraus. Konkret, es waren zwar, bevor Genée in Wien auf den Plan trat, schon eben jene drei Musiker ...
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Opernwelt Januar 2011
Rubrik: Essay, Seite 26
von Volker Klotz
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