Aus freien Stücken

Sie hält Maß – mehr als 40 Vorstellungen pro Spielzeit kommen nicht in Frage. Anja Harteros zieht sich immer wieder aus dem Betrieb zurück, um als «normaler» Mensch leben zu können. Dennoch beherrscht sie im Fach des soprano lirico spinto die Szene.

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Elisabetta, Mimì, Desdemona – alles melancholisch umflorte Damen. Fühlen Sie sich manchmal nur einseitig gefordert? Würden Sie gern mal richtig komisch sein?
Die stimmlichen Voraussetzungen lenken einen ja in eine gewisse Richtung. Gut, die «Idomeneo»-Elettra ist nicht so umflort. Auch Mozarts Gräfin hat Witz. Aber mir machen all diese melancholischen Rollen Spaß. Früher habe ich mich manchmal ein bisschen leer gefühlt, wenn ich da stand und eine Ikone sein sollte. Aber das kann man füllen, die Musik gibt einem im Grunde genug Hilfestellung. Witze mache ich schon gern.

Das kommt schon noch…
 
Bei welchen Figuren sagen Sie: Das bin ich nicht?
Ich hatte viele Anfragen für Norma, Anna Bolena und andere Belcanto-Partien. Ich habe mich damit auseinandergesetzt und denke, dass der Aufwand zu groß ist. Ich müsste unheimlich trainieren für diesen Zierrat und diesen speziellen Stil. Eine Rolle wie Verdis Elisabetta liegt mir einfach besser in der Stimme. Aber Norma? Ich weiß nicht, vielleicht irgendwann einmal.
 
Sie singen nicht übermäßig viele Vorstellungen.
Ich habe immer 35 bis 40 pro Saison im Kalender. In meinem zweiten Jahr in Gelsenkirchen waren es 67. Da habe ich mir gesagt: Das geht ...

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Opernwelt April 2012
Rubrik: Interview, Seite 28
von Markus Thiel

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