Aus der zweiten Reihe
Es sind meist die Mittelmäßigen, von denen man etwas über die Zwänge und Bedingtheiten einer Epoche erfährt, mehr jedenfalls als von den ganz großen Talenten. Solch ein Mittelmäßiger war der Komponist NICOLA ZINGARELLI – jedenfalls nach dem Höreindruck, den die Wiederaufführung seiner erfolgreichsten Oper «Giulietta e Romeo» im Salzburger Haus für Mozart hinterlässt.
Von der Uraufführung im Jahr 1796 an der Mailänder Scala bis etwa 1830 wurde das Stück immer wieder dem Zeitgeist angepasst, wobei sich zum Beispiel die männliche Titelpartie von der Kastraten- in eine Hosenrolle für weibliche Diven verwandelte.
Beliebt war vor allem die durchkomponierte Selbstentleibungsszene Romeos in der nächtlich-schauerlichen Gruft des letzten Akts. Da ahnt man schon die Frühromantik, auch in manchem Männerchor scheint ein bisschen Schubert vorauszuklingen. Ansonsten merkt man der in Salzburg gewählten frühen Fassung allerorten noch die Formzwänge einer Opera seria an, die ihre Blüte schon hinter sich hatte. Die langen Rezitative hat der mit seinem Orchester Armonia Atenea angereiste griechische Dirigent George Petrou gekürzt. Die Arien geben sich manchmal überraschend knapp, als schielten sie ...
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Opernwelt Juli 2016
Rubrik: Im Focus, Seite 14
von Michael Stallknecht
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«Heute findet jede Zeitung / größere Verbreitung durch Musikkritiker / Und so hab auch ich die Ehre / und mach jetzt Karriere als Musikkritiker», schnodderte Georg Kreisler in den Sechzigern mit herrlich gerolltem «rrr». Der Rezensent in seinem Song hat von Tuten und Blasen keine Ahnung, dafür rächt er sich an den Künstlern. Er hat mit dem Publikum rein gar nichts...
Schwer zu sagen, wem das Copyright für dieses wunderschrundige Theater der Vergeblichkeit gebührt. Für diese tragikomischen Gestalten mit starrem Blick und wachem Ohr, denen das Leben längst entglitten zu sein scheint. Für die hinterlistig verschrobenen, aus Musik und schwarzem Humor gewonnenen Geschichten, die uns so rätselklar anspringen. Immer wieder. Seit sie...