Apropos... Heimatgefühle
Frau Cargill, in einem Brief an Ihre Eltern riet Ihre High School von einer musikalischen Laufbahn dringend ab. Das muss Sie ziemlich verunsichert haben?
Besonders ermutigt hat man mich dort wirklich nicht. Genauer gesagt, gar nicht! Auch meine Fachschaftsleitung am Konservatorium in Glasgow hatte wenig Vertrauen. Aber wir Schotten sind ja sehr stur (lacht). Mich hat das eher angetrieben: Nach dem Motto «Euch werd ich’s zeigen!» habe ich mein eigenes Ding gemacht.
Meine Eltern – mein Vater ist Klempner, meine Mutter Bankangestellte – haben mir immer den Rücken gestärkt, obwohl Klassik bei uns zu Hause damals keine Rolle spielte. Und während des Uni-Auslandsjahrs in Toronto gab’s später auch Zuspruch!
Auf der Opernbühne sieht man Sie nicht oft, Sie singen eher Konzert und Lied. Was steckt dahinter?
Eine bewusste Entscheidung. Ich liebe die Oper wie verrückt und will sie nicht missen. Aber sie verlangt lange Reisen. Erstens möchte ich für meinen Sohn da sein. Mein Job darf seinen Lebensrhythmus nicht bestimmen, das bin ich ihm schuldig.
Und zweitens?
Kriege ich schreckliches Heimweh! Mit zehn schrieb ich an die Guildhall School und das Royal College of Music in London. Jahrelang hob ...
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Opernwelt März 2018
Rubrik: Magazin, Seite 79
von Wiebke Roloff
Die Tonart verheißt nichts Gutes: d-Moll, das klingt nach grimmig-versteinertem Komtur, nach Verderben, nach Tod. Aber genau darum geht es in diesem allegro assai moderato zu Beginn des zweiten Akts, das mit heftigen Oktavschlägen im Orchester einsetzt, zwischendurch beklemmend in die Stille hineinatmet und dann in den Celli jene schmerzensreiche...
Stille Nacht, heilige Nacht? Bacchus bewahre. Dieses Notturno kennt andere Vorlieben, und man benötigt nicht besonders viel Fantasie, um sich vorstellen zu können, was da hinter geschlossenen Gardinen geschieht. Mit Feuer und Furor wühlen sich die Feldmarschallin Fürstin Werdenberg («Bichette») und ihr Liebhaber Octavian («Quin-Quin») durch den nächtlichen...
Dieser dreieinhalb Tonnen schwere, entwurzelte Stamm: ein wahrhaft gewichtiges Symbol der Unterdrückung. Am Schluss schwebt das Ungetüm, von mächtigen Winden in die Höhe gewuchtet, gen Decke davon: Die Schweiz ist frei. Nach Palermo kam der Baum aus London, wo er in Damiano Michielettos provokanter «Guillaume Tell»-Inszenierung an Covent Garden seinen ersten...