Christoph Marthaler und Barbara Hannigan auf der Probe; Foto: Bo Lahola
An den Rändern des Sprachlichen
Seinen Stil erkennt man auf den ersten Blick. Und das liegt nicht nur an den kargen Räumen, die Anna Viebrock für Christoph Marthaler entwirft. Man erkennt ihn an der Art, wie sich Körper und Stimmen durch diese scheinbar hermetischen Landschaften bewegen. Unfertig, verloren, mitunter zum Heulen komisch wirken die Gestalten in Marthalers Theater. Und zum Verzweifeln wahr. Das ist auch in der Version von Alban Bergs «Lulu» zu erleben, die er mit seinem festen Team, zu dem seit Jahren der Dramaturg Malte Ubenauf gehört, für die Hamburgische Staatsoper entwickelt hat.
Einblicke in die Genese der «Aufführung des Jahres»
Das Schweigen ist das Element, in dem sich die großen Dinge bilden, um zuletzt vollkommen und majestätisch emporzutauchen an das Licht des Lebens, das sie beherrschen sollen
Maurice Maeterlinck
Charmante Vorstellung: Am Anfang das Ende. Das Ende am Anfang. Die Frage, wie dieses Ende sein könnte, vor der Stille, als Stille, wie stilbildend, raumgreifend, sinngebend. Und warum es so sein kann, wenn es so ist, wie es ist. Anders, das jedenfalls sollte es sein. Auf den ersten Blick gewagt. Aber nicht so, dass es gegen das Stück gerichtet wäre, gar nicht. Nur anders eben. ...
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Opernwelt Jahrbuch 2017
Rubrik: Aufführung des Jahres, Seite 30
von Jürgen Otten
Luthers Wittenberger Thesenanschlag hallt bis heute nach. Nicht zuletzt auf der Opernbühne. Immer wieder
hat die vor 500 Jahren formulierte reformatorische Idee von der Freiheit des (Christen-)Menschen Komponisten beschäftigt. Aber auch deren Pervertierung: Gewalt und Terror im Namen Gottes, etwa in Gestalt der Münsteraner Wiedertäufer. (Protestantischer) Glaube...
Vor drei Jahrzehnten, kurz vor dem Mauerfall und Ende der Nachkriegsordnung in Europa, prägte der Soziologe Ulrich Beck einen Begriff, der bis heute einen Nerv trifft: Risikogesellschaft. In seiner gleichnamigen, 1986 veröffentlichten Studie beschrieb er eine fundamentale Wende im «Projekt der Moderne»: von der Idee stetigen Fortschritts und grenzenlosen Wachstums...
Aufführung des Jahres: Bergs «Lulu» in Hamburg (Kent Nagano/Christoph Marthaler) und Honeggers «Jeanne d’Arc au bûcher» in Frankfurt (Marc Soustrot/Alex Ollé)
Regisseurin des Jahres: Yona Kim
Bühnenbildner des Jahres: Alfons Flores
Dirigent des Jahres: Kirill Petrenko
Sängerin und Sänger des Jahres: Anja Harteros, Christian Gerhaher, Georg Zeppenfeld
Opernhaus...
