Alpha und Omega

CD des Monats: Sarah Aristidou erkundet in in ihrem neuen Recital «Enigma» die Echoräume des Gesangs

Opernwelt - Logo

Sarah Aristidou gehört zur wachsenden Zahl junger Sängerinnen und Sänger, die sich nicht damit zufriedengeben, auf ihren CD-Projekten einfach einen Lieder- oder Arienabend akustisch zu speichern, sondern die Chance des Mediums ergreifen, die traditionellen Programmstrukturen zu überschreiten. Jetzt legt sie mit «Enigma» ein Album vor, das die Rätsel des Lebens umkreist – Fragen, auf die die Musik in unterschiedlichen Echos antwortet, die von Schubert bis Jörg Widmann reichen, der mit von der Partie ist und für seine Lieblingssängerin ein neues Werk komponiert hat.

Sarah Aristidou setzt bei ihrer Suche nach dem Urklang, die sie zusammen mit dem gleichfalls in allen Stilen versierten Pianisten Daniel Arkadij Gerzenberg unternimmt, noch früher an und geht hinter das Wort auf den puren Klang, den reinen Ton zurück – im «Lamento turco» ihres zypriotischen Landsmanns Andreas Tsiartas, einem wortlosen Solo-Lied auf den Vokal «A». Was wir hören, taucht gleichsam aus dem Nichts auf, kommt näher und näher, wird heftiger, ja geradezu exaltiert und endet in einem Schrei der Geburt oder des Todes. Spätromantisch kultiviert wiederholt sich diese Verständigung der Stimme mit sich selbst in zwei ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Januar 2024
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 25
von Uwe Schweikert

Weitere Beiträge
Schritte ins Ungewisse

Wer bin ich, und wie kann ich mich davor verstecken», war die Leitfrage des «Enrico», mit dem Manfred Trojahn 1991 seine Karriere als Opernkomponist begann. Dort erkennt der durch den Sturz bei einem Maskenspiel wahnsinnig gewordene Protagonist, der sich fortan für den deutschen Kaiser Heinrich IV. hält, eine einzig -artige Chance: die Rolle auch nach dem...

Kulturverdächtig

Zwei Fragen: Darf man das? Und die weit entscheidendere: Geht es auf? Ein paar Operationen en miniature sind dafür notwendig, die Eliminierung weiblicher Wortformen, vor allem die einer ganzen Figur. Arturo, Pflichtgatte von Lucia di Lammermoor und ohnehin kaum mehr als tenoraler Stichwortgeber, heißt jetzt Emilia und wird gesungen von der Mezzosopranistin Sara...

Reiche neue Welt

Als Karlheinz Stockhausens «Sonntag aus Licht» 2011, drei Jahre nach dem Tod des Komponisten, in Köln uraufgeführt wurde, kamen größere Teile des Publikums in weißer oder goldener Kleidung. Warum? Weil es die Farben dieses Wochentags sind. Und weil es in Deutschland durchaus eine Stockhausen-Gemeinde gibt, die ihren «Meister» nicht nur aus musikalischen Gründen...