Zurück zur Natur
Über allem Zauber Liebe? Man muss Calderons Stücktitel schon umdrehen, will man die Verhältnisse auf jener fernen Insel verstehen, die von der schönen wie mächtigen Alcina beherrscht wird: Über aller Liebe Zauber. Jedes männliche Wesen gerät auf diesem Eiland (un-)freiwillig in den Bann der Potentatin. Sie selbst «kauft» sich die Zuneigung der (männlichen) Gäste mit manipulativer Magie; so diese nicht als Partner in Frage kommen, verwandelt Alcina sie kurzerhand in gehörnte Fabeltiere.
Gianluca Falaschi hat sich zu diesem Behufe am Theater Basel einiges einfallen lassen.
Seine Kostüme erinnern in ihrer veritablen Vielbuntheit an Berlins Karneval der Kulturen. Den feinen Unterschied machen die Früchte, die nicht nur genüsslich verspeist werden, sondern auch Teil des artifiziellen, vielleicht einen Hauch zu pappmachéartigen Bühnenbildes von Flurin Borg Madsen sind: Willkommen in der Bananenrepublik. Doch zum Kolonialismus gleich mehr.
Verordnete Lust funktioniert nur, wenn der Betroffene nichts von diesem Zwang weiß. Und so liegt er vor Wonne dahingestreckt auf dem Felsen des Eros, der zart-feminine Ruggiero, in seinen Armen die Verführungskünstlerin. Ein Traumpaar, möchte man ...
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Verstand schafft Leiden. Dieses Apodiktum aus Alexander Gribojedows (1795 – 1829) gleichnamigem Theaterstück ist in Russland längst zum geflügelten Wort geworden. Denn die Wut auf die Moskauer Elitenclique trieb beileibe nicht nur Chazky, den scharfsinnigen Helden der Verskomödie, um. Auch deren Verfasser kannte das Gefühl von Ohnmacht hinlänglich. Gribojedow, der...
Als vor 50 Jahren der Konzertsaal von Snape Maltings in Anwesenheit der Queen mit «A Midsummer Night’s Dream» eröffnet wurde, war das eine Pioniertat. Denn der langgezogene Bau aus viktorianischer Zeit ist eine der ersten Industrieanlagen überhaupt, die – lange bevor dergleichen im Ruhrgebiet inflationär betrieben wurde – eine Umnutzung zur Hochkulturstätte erfuhr....
Vor elf Jahren war’s, bei «Mozart 22», der Gesamtschau zu dessen 250. Geburtstag in Salzburg. Festspielintendant Peter Ruzicka hatte die Idee, das Singspielfragment «Zaide» mit einem heutigen Pendant zu verbinden, die israelische Komponistin Chaya Czernowin lieferte «Adama» hinzu. Der Titel ist eine hebräisch-arabische Worterfindung aus den Begriffen für Erde, Blut...
