Zeitfenster
Was für eine Inkubationszeit! «Ein Traumspiel», die erste Oper von Aribert Reimann, wurde 1965 in Kiel uraufgeführt (dirigiert von Michael Gielen). Erst 22 Jahre später – der «Lear» war längst ein Erfolg – kam das Stück wieder auf die Bühne, diesmal in Wiesbaden. Noch einmal drei Jahrzehnte später erlebt es nun seine dritte Produktion – am Theater Hof, was einfach daran liegt, dass Reinhardt Friese, der Intendant des kleinen oberfränkischen Theaters, die Aufführung in Wiesbaden erlebte und nicht vergaß. Man kann also von einer Wiederentdeckung sprechen.
Hof hat viel Probenzeit, Intensität und Fantasie dafür investiert und sich überregional ins Gespräch gebracht. Generalprobe und Premiere (in Anwesenheit des Komponisten) wurden von Deutschlandfunk Kultur mitgeschnitten, eine Veröffentlichung auf CD soll folgen. Es wäre die erste Aufnahme des Stückes überhaupt.
Auf der Sprechbühne haben Regisseure mit Strindbergs spätem «Traumspiel» in den letzten Jahren wenig anfangen können. Was vor allem daran liegen dürfte, dass es viel mitbringt, was das postdramatische Theater gerne erst herstellt: Szenenfetzen, aufgespaltene Figuren, assoziative Verknüpfungen, affektive Bezüge, inkonsistente ...
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Opernwelt Mai 2018
Rubrik: Panorama, Seite 56
von Stephan Mösch
«Wirf dies ererbte Grau’n von Dir», kalmiert der Sensenmann in Hugo von Hofmannsthals «Der Tor und der Tod». Denn: «Ich bin nicht schauerlich, bin kein Gerippe! / Aus des Dionysos, der Venus Sippe / Ein großer Gott der Seele steht vor dir.» Das gibt dem Toren Zuversicht. Und es trifft sich mit der im Booklet von Johannes Martin Kränzles Album «Das ewige Rätsel»...
Wie das von der Markgräfin Wilhelmine verantwortete Musiktheater aussah, sofern es nicht Opern eines Starkomponisten nachspielte, lässt sich an «L’Huomo» studieren. 1754 kam diese «Festa teatrale» im Markgräflichen Opernhaus heraus – eine Mischform, die Elemente der italienischen Opera seria ebenso aufgriff wie der französischen «Fête en Musique». Von Wilhelmine...
«Die Ausflüge des Herrn Brouček» gehören zu den selten gezeigten Meisterwerken Janáčeks. Und zwar deswegen, weil die 1917, unmittelbar vor «Katja Kabanowa» entstandene Oper nicht als solches gilt. Begründet wird das Urteil mit dem chaotischen Libretto, an dem mindestens vier Autoren beteiligt waren, unter ihnen auch der Komponist; schon die literarische Vorlage ist...
