Wichtige Wiederentdeckungen 2024/25
Starke Spielzeiteröffnung an der Deutschen Oper Berlin: Der Regisseur Christof Loy bringt Ottorino Respighis «La fiamma» auf die Bühne. 1936 war das Stück letztmals in der Stadt gespielt worden, danach nie wieder. Warum? Carlo Rizzi am Pult des Orchesters der Deutschen Oper präsentierte eine Musik, die voll dramatischer Kraft ist und die über einen hinreißenden Farbenreichtum verfügt. «Das Sujet ist, oberflächlich betrachtet, ein abgegriffenes: Patriarchat und Kirche unterdrücken jegliche Freiheit, die Herrscherin liebt ihren Stiefsohn, Frauen sind keine Engel.
Doch wird der Stoff hier viel reicher gewebt, mit unzähligen Fäden gesellschaftlicher, religiöser und psychologischer Motive durchwirkt», schrieb Volker Tarnow (OW 11/2024). Und verwies auf die Aktualität des Stückes: «Weder Michel Foucault noch Niklas Luhmann oder Christina Thürmer-Rohr hätten ein besseres Libretto schreiben können. Und kein italienischer Zeitgenosse eine ähnlich vielschichtige, subtile, derart packende, mitreißende Partitur.»
2023 war das Stück bei den Salzburger Festspielen nach langer Zeit wieder einmal auf der Bühne zu sehen, in der vergangenen Saison brachten gleich zwei deutsche Opernhäuser die ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Jahrbuch 2025
Rubrik: Bilanz des Jahres, Seite 74
von
Unter den zahllosen sonderlichen Gestalten in Dostojewskis Romanen ist er, neben dem fieberrasenden Rodion Romanowitsch Raskolnikow, vermutlich die sonderlichste. Ein Ritter von der traurigen (modernen) Gestalt, mitfühlend und verträumt, weltfremd wie menschenzugewandt, ein Philanthrop mit erkennbarem Hang (und der angeborenen Fähigkeit) zu Agape und Philia, somit...
Kurzfristig sprang Véronique Gens in Axel Ranischs Inszenierung von Prokofjews «Spieler» in Stuttgart ein und bestimmte gleich das Bühnengeschehen. «Sie singt und spielt mit einer sensationell vornehmen Präsenz und Haltung», schrieb unser Kritiker Götz Thieme. «Sie muss nur, gewandet in einen Pelz-Satin-Traum in Orange, die Beine übereinanderschlagen, unter ihrem...
Das sind Bilder und Töne, die im Gedächtnis bleiben: Wie der Chor der Komischen Oper Berlin in Philip Glass’ «Aknathen» die Macht des ägyptischen Volkes verkörpert, das gegen die Willkür seines Herrschers Echnaton zurückschlägt. Bedrohlich sind die Klänge, die sich in den rhythmischen und motivischen Wiederholungen von Glass’ Musik immer weiter aufschaukeln, immer...