Wenn die Augen hören und die Ohren sehen
Der Name ist Programm: Als Matthias Osterwold 2002 in Berlin die erste «MaerzMusik» auflegte, nannte er das Projekt «Festival für aktuelle Musik».
Der schwammige Untertitel beschreibt präzise, worin sich Osterwolds Nachdenken über Stand und Perspektiven zeitgenössischer Klangkunst von jener «Musikbiennale» unterscheidet, die zuvor unter dem Dach der Berliner Festspiele die Fahne der Avantgarde hoch gehalten hatte: weg von den materialfixierten Dogmen der «Neuen Musik» nach Adorno, hin zu einer Öffnung, Mischung und Erweiterung musikalischer Spielformen, die sich aus unterschiedlichsten Quellen speisen. Dass die Zeit ästhetischer Fortschrittsgewissheit einstweilen vorbei und die kompositorische Praxis heute kaum mehr auf den Begriff zu bringen ist, sollte uns nicht schrecken, lautet das Credo der «MaerzMusik»-Macher – im Gegenteil: Das Durcheinander produktiver Energien, der postideologische Stil- und Werte-Pluralismus, die Auflösung hergebrachter Hierarchien zwischen «E» und «U» könnten uns animieren, die Ohren gründlich zu lüften, die Augen zu schärfen, kurzum: die Wahrnehmung immer wieder neu zu justieren.
«Klang Bild Bewegung» – unter diesem Motto stand die zehnte Saison der ...
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Opernwelt Mai 2011
Rubrik: Magazin, Seite 72
von Albrecht Thiemann
«Die Geburt des Films aus dem Geist der Musik» hat Theodor W. Adorno aus der Musik Richard Wagners herausgehört, frei nach Nietzsche. Das Thema Wagner und Film erscheint aber breiter, umfassender, so dass es in dem 400-Seiten-Band, der aus einer Dissertation hervorging, nur als einer von mehreren möglichen Aspekten aufscheint. Das macht die Autorin Sabine Sonntag...
Vergessen, Erinnern und Wiederentdecken gehören zum Rhythmus der Künste, gerade des Musiktheaters. Dass Pietro Mascagni, Komponist aus der Toskana in der Verdi- und Puccini-Nachfolge, der fast 20 Opernpartituren schrieb, nur mit dem schroffen Verismo seiner Jugendoper «Cavalleria rusticana» (1890) überleben soll, schien unabänderlich zu sein. Doch eroberte seine...
«Schäm’ dich!» – ein Zuschauer konnte sich nicht zurückhalten, als der römische Bürgermeister Gianni Alemanno vor der «Nabucco»-Premiere auf die Bühne des Teatro dell’Opera trat, um die gravierenden Subventionskürzungen im italienischen Kulturhaushalt anzuprangern, beschlossen von jener Regierung Berlusconi, die Kultur als etwas potenziell «Linkes» und damit...
