Weich und milde
Brittens «A Midsummer Night’s Dream» entstand im Winter 1959/60 zur Eröffnung der Jubilee Hall in seinem Wohnort Aldeburgh. Trotz der erweiterten Orchesterbesetzung handelt es sich bei dem (die Shakespeare-Vorlage geschickt kürzenden) Stück um eine Kammeroper, die in Mainz – vom Hausregisseur Niklaus Helbling inszeniert – nicht auf der großen Bühne, sondern im intimeren Kleinen Haus gespielt wurde. Romantik ist, ganz im Sinne Brittens, nicht angesagt. Klangdramaturgisch folgt die Musik den unterschiedlichen Handlungsebenen.
Die der Feenwelt in den Orchesterglissandi und den hohen Stimmen von Oberon und Tytania gläsern entrückt, die der Laienschauspieler buffonesk geerdet und im «tragischen Spaß» um Pyramus und Thisbe grotesk den italienischen Belcanto parodierend. Mittendrin die in ihrer existenziellen Liebeskrise (und auch in der Stimmverteilung) an Mozarts «Così fan tutte» erinnernden Athener Paare.
Der Wald, in dem nachts die Elementargeister herrschen und die Menschen sich im Liebestaumel verlieren, besteht in Sabine Kohlstedts karger, aber praktikabler Szenerie aus zahlreichen, immer wieder zu neuen Raumausschnitten sich zusammenfügenden Paravents, über denen der Theatermond ...
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Opernwelt Juli 2017
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Uwe Schweikert
Am Anfang die Gewissheit. Es wird kein gutes Ende geben. Schon während der Ouvertüre, noch bevor der erste Ton gesungen ist, steht Marie vor dem abgetrennten Kopf ihres Geliebten Cinq-Mars. Doch das ist die Zukunft im Jahre 1642. Das unausweichliche Ende des Stücks. Die Liebe wird zum Opfer der Macht.
Charles Gounods «Der Rebell des Königs», uraufgeführt 1877 in...
Jonas Kaufmann
Nach einer Zwangspause ist der Tenorissmo aus München wieder so gut bei Stimme, dass er schon fast das alte Pensum stemmt – im Juli Don Alvaro und Andrea Chénier in München, im August Parsifal in Sydney usw. Davor stand ein weiteres Rollendebüt an: der erste Otello. An Londons Royal Opera House achtete Antonio Pappano darauf, dass alles gut ging
À la...
Eigentlich haben sie nichts miteinander zu tun, Erich Wolfgang Korngolds Jugendwerk «Der Ring des Polykrates» von 1916 und Mieczysław Weinbergs Oper «Wir gratulieren» (1983) – außer dass ihre Schöpfer jüdischer Herkunft waren und ins Exil gezwungen wurden. Beide Male handelt es sich um Beziehungskomödien mit stark schwankhaften Zügen. Weinbergs anderthalbstündiger...
