Wagner total
Wagner ist anmaßend. Er beschäftigt Musiker, Regisseure, Wissenschaftler am laufenden Band. Grund dafür ist vor allem ein zwiespältiges Verhältnis zwischen Leben und Werk. Martin Geck macht in seinem neuen Wagner-Buch keinen Hehl daraus, dass es bei Wagner Ambivalenzen (um die er selbst wusste) und ungeklärte Spannungen zwischen Biografie und Opernœuvre gibt. Es ist ein Buch geworden, das seinem Autor mehrfach persönliche Geständnisse entlockt, etwa wenn er seine Schwierigkeiten mit Tannhäuser konkret benennt.
Geck hat sich jahrzehntelang mit Wagner auseinandergesetzt, und das merkt man auf jeder Seite, im Guten wie im Schlechten. Mitunter ächzt das Buch vor zu viel Wissen. Geht das? Ja, das geht. Denn die vielen (richtigen) Verweise und Zitate, die Wendungen ins Philosophische, ins Literarische machen das Wagner-Puzzle, das Geck zusammensetzen möchte, prall und praller. Wer Gecks formidable Mozart- und Schumann-Bücher gelesen hat, schätzt die virtuose Leichtigkeit, mit der er uns diese Komponisten und ihre Musik vermittelte. Doch das neue Buch kommt ungleich schwerer daher, es will oft mehr, als auf rund 400 Seiten möglich ist. Es komprimiert und setzt in seinem komplexen Anspruch ...
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Opernwelt Januar 2013
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 27
von Christoph Vratz
Immerhin. Man hält's im Hause des reichsten Mannes von Wien – wie wahrhaftig auch immer – mit der aktuellen Kunst. Man gibt eine Oper in Auftrag, wenn man sie auch später verstümmelt, und auf Tilo Steffens’ Bühne zu Ariadne auf Naxos erblicken wir hinten, hoch oben in der Festloge, den Haushofmeister, in Klimts Jugendstilmalerei vertieft. Wie man mit den...
In ihrem Tagebuch notiert Cosima Wagner von den Ring-Proben 1876, dass den Kindern der erste Akt Siegfried am besten gefallen habe. Kinder wären auch die idealen Zuschauer für Achim Freyers am Puppenspiel und Kasperletheater orientierter Mannheimer Inszenierung. Für das Scherzo in Wagners Ring-Sinfonie vom Anfang und Ende der Welt verzichtet Freyer auf das optisch...
Manchmal kommt die Überraschung auf leisen Sohlen, wie jetzt bei der spektakulären Wiederentdeckung von Edison Denisovs Oper L’Écume des jours (Der Schaum der Tage) in Stuttgart. Das 1986 in Paris erfolglos uraufgeführte und zuletzt 1994 in Mannheim gespielte Werk ist ein schillernder Solitär, der scheinbar leichtgewichtig stilistisch konträre Elemente wie...