Ausschnitt aus Matthias Grünewalds «Ilsenheimer Altar», Aufnahmen von Wolf Lücking aus Wilhelm Fraenger: Grünewald, (Verlag der Kunst Dresden, 1985)
Vom Himmel hoch
Luthers Wittenberger Thesenanschlag hallt bis heute nach. Nicht zuletzt auf der Opernbühne. Immer wieder
hat die vor 500 Jahren formulierte reformatorische Idee von der Freiheit des (Christen-)Menschen Komponisten beschäftigt. Aber auch deren Pervertierung: Gewalt und Terror im Namen Gottes, etwa in Gestalt der Münsteraner Wiedertäufer. (Protestantischer) Glaube und Musik – das war von jeher eine heilig-unheilige Liaison. Ihre Metamorphosen und Mutationen lassen sich bis in die Zeiten Monteverdis, Purcells und Händels zurückverfolgen.
Man findet sie bei Meyerbeer, Verdi und Wagner, bei Busoni, Hindemith und Honegger, selbst bei Eisler und Bernd Alois Zimmermann. Eine tour d’horizon durch unerlöstes Terrain
Im Grunde gab es nur Einen Christen, und der starb am Kreuz
Friedrich Nietzsche
Vielleicht kann man, stark vereinfacht, drei entscheidende Wegmarken des Christentums ins Auge fassen. Die erste war die einer Minderheit inmitten einer umfassenden heidnischen Majorität; hernach eine zweite, in der sich der Universalorganismus der Kirche bildete, jene administrativ gewordene religio zur Herrschaft gelangte, die Erosionen und Spaltungen hervorbrachte. Sie mündete in eine letzte ...
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Opernwelt Jahrbuch 2017
Rubrik: Oper und Reformation, Seite 74
von Norbert Abels
DEUTSCHLAND
Aachen
Theater Aachen
GENERALINTENDANT UND GESCHÄFTSFÜHRER: Michael Schmitz-Aufterbeck
KOMMISSARISCHER GENERALMUSIKDIREKTOR: Justus Thorau
VERWALTUNGSDIREKTOR UND GESCHÄFTSFÜHRER: Udo Rüber
SEKRETARIAT DER GESCHÄFTSFÜHRUNG: Doris Hautermann, Tatjana Trunsperger
CHEFDRAMATURGIN: Inge Zeppenfeld
KÜNSTLERISCHE BETRIEBS- UND ORCHESTERDIREKTORIN: Melanie Plank
CHEFD...
Schon zu Lebzeiten stand er im Schatten Puccinis. Nicht, dass die Bühnenwerke des vor 150 Jahren, am 28. August 1867, in Süditalien geborenen Apothekersohns damals durchgefallen wären. Selbst heute kaum gespielte Opern, etwa «Siberia», des Komponisten Lieblingsstück, entfalteten um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert durchaus Wirkung. Auch weil sich mit der...
Seinen Stil erkennt man auf den ersten Blick. Und das liegt nicht nur an den kargen Räumen, die Anna Viebrock für Christoph Marthaler entwirft. Man erkennt ihn an der Art, wie sich Körper und Stimmen durch diese scheinbar hermetischen Landschaften bewegen. Unfertig, verloren, mitunter zum Heulen komisch wirken die Gestalten in Marthalers Theater. Und zum...
