Vexierbilder

Debussy: Pelléas et Mélisande Dresden / Semperoper

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Im Uraufführungsjahr von «Pelléas et Mélisande», 1902, schien die Welt alles Geheimnisvolle zu verlieren. Der Film fixierte Bewegungen, Röntgenstrahlen durchleuchteten den Körper, die Psychoanalyse das Unbewusste. Doch es gab auch den anderen Blick. Maurice Maeterlinck, Debussys Librettist, setzte dem Glauben an die Wissenschaft und dem naturalistischen Abbild eine symbolistische Theatersprache entgegen. Vordergründig eine alte Dreiecksgeschichte nacherzählend, schreibt er den Geschehnissen eine nicht zu entschlüsselnde, geheime Notwendigkeit zu.

Sich auf diese fein gesponnene Fantasiewelt einzulassen, fällt schwer, wenn sich rund um die Semperoper die Gemüter an Pegida-Parolen erhitzen. Die Sprache symbolistischer Verrätselung, das zeigen nicht nur aktuelle Musikclips, ist keineswegs passé. Es war daher eine gute Idee, Àlex Ollé vom Theaterkollektiv La Fura dels Baus die Inszenierung von «Pelléas et Mélisande» anzuvertrauen – schließlich ist die Gruppe immer wieder durch aufregende Verbindungen zwischen musikalischen, körperlichen und technizistischen Theaterelementen hervorgetreten. Eine Materialschlacht spart sich Ollé, geizt aber nicht mit wirksamen Effekten. Die Bühnenmitte ...

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Opernwelt März 2015
Rubrik: Panorama, Seite 47
von Carsten Niemann

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