Verschenkt
Wie ist so etwas noch möglich? Eine Produktion, die alles vermissen lässt, was heutige Technik bieten könnte: Raumklang, Unmittelbarkeit, Transparenz, Staffelung usw. Nichts davon hört man bei dieser Einspielung aller Liedbearbeitungen und Lieder von Luigi Dallapiccola. Das Klavier bleibt meist in den Hintergrund verbannt, muffig im Klang. Die Stimmen wirken dumpf, matt, im Piano-Bereich versteht man sie oft kaum. Aufnahmetechnisch ist dieses Doppelalbum ein Flop.
Musikalisch schneidet das Ganze etwas besser ab.
Die Sopranistinnen Monica Piccinini und Alda Caiello, Mezzo Elisabetta Pallucchi und Bariton Roberto Abbondanza interpretieren, assistiert von dem Pianisten Filippo Farinelli, 30 Lieder, die ins 17. und 18. Jahrhundert zurückführen, von Dallapiccola bearbeitet und um eine Bassfigur ergänzt: Werke von Caldara, Carissimi, Monteverdi, Frescobaldi, Cavalli und anderen. Vor allem Monica Piccinini überzeugt mit schlicht gehaltenem Ausdruck und schlanker Stimmführung. Ob die Neueinrichtung mit einem modernen Flügel den Charakter der Werke adäquat abbildet, gar verstärkt, wagen wir zu bezweifeln.
Am Ende der CDs finden sich Dallapiccolas eigene Lieder. Es sind nur wenige: vertonte ...
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Opernwelt Mai 2016
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 34
von Christoph Vratz
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