Vermischter Geschmack

Eine norddeutsche Antwort auf die französische Tragédie en musique: Georg Caspar Schürmanns «Die getreue Alceste»

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Die im Theater am Hamburger Gänsemarkt sowie an nord- und mitteldeutschen Fürstenhöfen gepflegte deutschsprachige Barockoper ist noch immer ein weitgehend unbekanntes Terrain. Nur vereinzelt haben Werke von Reinhard Keiser und Georg Philipp Telemann auf die moderne Bühne oder auf Tonträger gefunden. So horcht man bei einem Stück wie Georg Caspar Schürmanns «Die getreue Alceste» überrascht auf.

Schürmann (1672/73-1751), der in Hamburg begann und dann über fünf Jahrzehnte als Sänger, Kapellmeister und Komponist am Hof von Braunschweig-Wolfenbüttel wirkte, hat kaum Spuren in der Musikgeschichte hinterlassen. Die meisten seiner Kompositionen sind verloren, von den 30 Opern ganze drei Partituren vollständig überliefert, darunter die 1719 für Braunschweig entstandene «Alceste» – allerdings in einer noch im selben Jahr für Hamburg bearbeiteten Einrichtung, bei der zahlreiche deutsche Nummern gegen 15 italienische Arien von anderen Komponisten ausgetauscht wurden, was den damaligen Usancen an der Gänsemarkt-Oper entsprach. Mit insgesamt 42 Aufführungen bis 1723 war das Stück außerordentlich erfolgreich.

Die deutsche Kurzfassung, die das Label cpo in Zusammenarbeit mit dem Ensemble ...

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Opernwelt März 2019
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 20
von Uwe Schweikert

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