Verdi: Otello
Auf riesiger, dreiteilig den ganzen Bühnenraum begrenzender Foto-Tapete ist im Augsburger «Otello» ein brausendes Meer gemalt (Bühne und Kostüme: Markus Meyer). So spiegelt die stets gegenwärtige Brandung zeichenhaft die immer aufgewühltere Seele Otellos, dem man Eifersucht beharrlich in die Ohren träufelt. Wie Anthony Pilavachi schon den von Wind und Wetter gepeitschten Chor zur Musik rhythmisiert über die Bretter wogen lässt, zeigt einen ebenso realistisch zupackenden wie theatralischen Zugriff.
Auch der Wechsel von Massenszenen und intimen Begegnungen in einer modernen Wohnlandschaft gelingen dem Regisseur ausgezeichnet, selbst Nebenfiguren wie Rodrigo (Robert Sellier) und Ludovico (Greg Ryerson) offenbaren erstaunliche Bühnenpräsenz. Nur am Ende zerfranst die Aufführung etwas unter einem Meer von mehrfach umdrapierten Grablichtern.
Pilavachi hat mit dem wahrhaft dämonisch singenden Riccardo Lombardi als Jago, dem dunkel timbrierten Jeroen Bik als Otello (dem die Höhe zu schaffen macht, am Ende aber ein überzeugend fahler Ton zur Verfügung steht), und einer immer schöner und erfüllter singenden Magdalena Bränland (Desdemona) ein Solisten-Trio zur Verfügung, das seine ...
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