Verbrannte Gefühle
Der Kalauer scheint unvermeidlich: Der Mann ärgert sich schwarz. Aber er würde, auch wenn die Aussage im Kern sogar ihr Richtiges hat, auf eine falsche Fährte führen und Eva-Maria Höckmayrs Freiburger «Otello»-Inszenierung banalisieren. Die reicht tiefer. Richtig ist, dass Otello, dem Luis Chapa mächtige tenorale Statur von hoher Durchschlagskraft verleiht, die Partie als Weißer beginnt und bis zum Mord immer schwärzer wird.
Richtig ist aber auch, dass er sich nach dem Verbrechen, nachdem er die Wahrheit erfahren hat, die Schwärze verzweifelt aus dem Gesicht reibt: Schwarz als Metapher für unheilbare Eifersucht, als Ausdruck verbrannter Gefühle. Eva-Maria Höckmayr, Trägerin des Götz-Friedrich-Opernregiepreises 2010, macht aus Boitos und Verdis Shake-
speare-Adaption einen rabenschwarzen Psychokrimi, der tief in die Seelenwelt der Akteure vordringt. Jago (mit geradezu dämonisch baritonaler Wucht: Juan Orozco), der Nihilist, der Menschenverachter, reißt von den übergroßen Wänden des kreuzförmigen, labyrinth-
artigen Gebäudes auf Nina von Essens eindrucksvoll gestalteter Bühne die weißen Tücher (der Unschuld?) und entdeckt in mannigfachen Spiegelungen nichts außer sich selbst – «La ...
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Opernwelt Juni 2011
Rubrik: Panorama, Seite 38
von Alexander Dick
Ja, die Dresdner Staatsoperette ist weit draußen. Aber die lange Anfahrt in den Vorort Leuben wird versüßt von der herrlichen Kulisse der bürgerlichen Wohnhäuser und Villen, die am Elbhang liegen. Vorbei geht’s am Rohbau der Waldschlösschenbrücke, der viel schlimmer als erwartet in dieses Gesamtkunstwerk einschneidet. Ein Anblick, der nur durch Verdrängung zu...
ARTE
1./7./13.6. – 6.00 Uhr
Arturo Benedetti Michelangeli
spielt Debussy: Préludes.
2.6. – 6.05 Uhr
8.6. – 6.00 Uhr
14.6. – 6.10 Uhr
Orlando di Lasso: Lagrime di San Pietro.
Collegium Vocale Gent, Philippe Herreweghe.
3.6. – 6.00 Uhr
Thomas Quasthoff singt
Mahler: Kindertotenlieder. Sächsische Staatskapelle Dresden, Zubin Mehta.
3.6. – 16.20 Uhr
Die Pariser Opéra Garnier.
Dokume...
Die neue Intendantin der Semper-Oper, Ulrike Hessler, ist drauf und dran, die Hörgewohnheiten ihres Publikums neu zu modellieren: Noch nie ist in Dresden Monteverdis spätes Meisterwerk «L’incoronazione di Poppea» produziert worden – am Ende der Aufführung schien das traditionssüchtige Opernpublikum Dresdens Wagner & Strauss völlig vergessen zu haben, es huldigte...