Unterwegs

Raphaël Pichon beleuchtet mit dem Album «Libertà» Mozart auf dem Weg zu den Da-Ponte-Opern

Opernwelt - Logo

In Mel Brooks’ Filmparodie «Young Frankenstein» rast Marty Feldman als Diener Igor (auszusprechen: Aigor) mit wehenden Rockschößen durchs Laboratorium und reißt vehement Schalter herum, auf dass sein Meister (Gene Wilder) aus einem Mixtum compositum von Leichenstücken ein neues Wesen schaffen könne.

Anlässlich von Raphaël Pichons Album «Libertà! – Mozart et l'opéra» darf sich der fantasiebegabte Hörer auch Wolfgang Amédée in ähnlichem Ambiente vorstellen: in einer virtuellen Gehirnwerkstatt Ideen ein- und ausschaltend, viele wegwerfend, einige behaltend, im Kopf kombinierend und kittend – bis sie sich schließlich zu dem fügen, was als Da-Ponte-Trilogie bekannt geworden ist.

Die Leichtigkeit des Seins indes, mit der Mozart dabei angeblich zu Werke ging, ist ein Produkt hagiografischer Fantasie. «Überhaupt irrt man», schrieb der Komponist an den Kapellmeister Johann Baptist Kucharz, «wenn man denkt, dass mir meine Kunst so leicht geworden ist.» Nichts war zufällig oder mit pseudogenialer Nonchalance konfektioniert. Das wahre Genie baut auf akribische Arbeit, meint auch Raphaël Pichon, der dem Schatten des Komponisten auf dem Weg zu den Da-Ponte-Opern folgt. Drei Szenen hat er ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt November 2019
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 28
von Gerhard Persché

Weitere Beiträge
Die Ware Liebe

Das Ende ist trostlos. Und hinreißend. Ummantelt von kaltem, grauen Beton, kauert Manon Lescaut zu Füßen jener vier riesigen Lettern, die ihr von Beginn an etwas versprachen, was sie nie zu halten vermochten: «LOVE». Wie vom Winde verweht ist diese Liebe, hinfort jede Hoffnung auf ein selbstbestimmtes Glück, das Dasein ein einziger großer Irrtum: Seit mehr als...

Apropos... Rollenwechsel

Ihre Eltern sind Opernsänger. Stand Ihr Berufswunsch damit früh fest?
Im Gegenteil, ich wollte lieber Diplomat oder Psychologe werden. Auf keinen Fall Opernsänger. Weil ich wusste, wie riskant das ist. Mit 17 habe ich dann doch meine Stimme ausprobiert. Und war nicht sonderlich überzeugt. Ich merkte aber, dass sie auf andere stark wirkte.

Beruht Ihre Technik auf...

Allzu abstrakt

Dieses Ende frappiert: Statt Liebesfeuer gibt es eine eiskalte Dusche: Wo Puccini Gefühlsexplosionen zünden wollte, setzt in Valentin Schwarz’ Darmstädter «Turandot»-Inszenierung prasselnder Regen ein. Und die Aufführung endet genau dort, wo die originale Komposition abbricht. Bis zu seinem Tod hatte Puccini mit dem Finale gerungen. Doch eine Conclusio, die den...