Universell verwertbar
Bevor das Musical seinen kommerziellen Siegeszug antrat, war die beliebteste und einträglichste Form des Musiktheaters zweifellos die Operette. Freilich lockte das Genre – was gern übersehen wird – nicht bloß an der schönen blauen Donau. Während die Österreicher der k. u. k.-Monarchie ihre Sträuße feierten und Paris sich über den beißenden Witz des deutschen Immigranten Offenbach amüsierte, machten im viktorianischen London Gilbert & Sullivan mit parodistisch-schmissigen operettas Furore. Auch in Spanien wurde die (bereits am Hof Philips IV., also seit dem 17.
Jahrhundert gepflegte) leichte Opernmuse für das Volk wachgeküsst: Gerónimo Giménez (1854-1923), Federico Moreno Torroba (1891-1982) und andere Komponisten würzten die in Madrid entstandene Zarzuela mit Elementen der Opéra comique, einigen Verismo-Prisen und iberischer Folklore – und trafen damit genau den Gusto eines nach Melodramen und schönen Melodien verrückten Publikums.
Allerdings blieb die Popularität der Zarzuela weitgehend auf Spanien und Lateinamerika beschränkt. Dass sie heute auch in Tokio, New York oder Berlin zur Kenntnis genommen wird, hat in nicht geringem Maße mit dem Einsatz Plácido Domingos zu tun. In ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Auf unserer Rückfahrt grinst Ron zum ersten Mal. Er zieht die Lippen von seinen blitzend weißen Zähnen, und sein schwarzes Gesicht beginnt zu leuchten. Ja, Sam sei ein alter Freund von ihm. Sam Barber. Mit dem habe er schon auf der Veranda gesessen. Was, sogar in Europa sei der bekannt? Ein lieber Mensch. Salzburg? Vanessa? «Never heard of it.» Ron fährt Taxi in...
Im Programmbuch die geballte philosophische und philologische Kompetenz. Natürlich ein Stück des klugen Herrn Niccolò Machiavelli, aus seiner Hauptschrift «Il Principe»: von der Grausamkeit und der Milde und ob es besser sei, geliebt als gefürchtet zu werden. Damit ist das zentrale Thema der Oper bezeichnet. Dann Elias Canetti, Teile aus dem Kapitel «Die Macht der...
Nikolaus Harnoncourt meinte einmal, wenn man sich die leidenschaftlichen Plastiken eines Bernini ansehe, könne man sich nicht vorstellen, dass die Musik jener Zeit weniger leidenschaftlich gewesen sei. In der Tat ist die Meinung, dass das artifizielle Element des Barockgesangs zugleich stimmfarbliche Anämie bedeute, historisch kaum belegbar. Freilich schien mit...