Unerlöst und doch frei

Lotte de Beer deutet in Malmö Wagners «Fliegenden Holländer» als ein Stück über weibliche Selbstbestimmung, Sleven Sloane liefert dazu packende Klangbilder

Opernwelt - Logo

Nein, diese Senta träumt nicht. Diese Senta ist ein Trotzkopf, stets im Hier und Jetzt. Ein Wimmelkind, das sich nicht bändigen lässt, weil es seinen eigenen Willen hat und den, zur Not wider jede Vernunft, durchsetzt. Schon als kleines Mädchen.

Kaum ist der erste Sturm durch die Ouvertüre gebraust, kaum strömt das tannhäuserhafte F-Dur-Andante mit dem schwerelosen Englischhorn-Solo durch den Saal, öffnet sich das schwarze Sesam-Ungetüm, das Christof Hetzer auf die Bühne der Oper Malmö gewuchtet hat, und gibt den Blick frei auf ein hübsches, aber nicht eben inspiriert eingerichtetes Kinderzimmer. Klein-Senta im weißen Engelskleid, es wird noch wichtig werden an diesem Abend. Sie spielt. Als sie Stimmen hört  (aus dem Orchester), eilt sie zum Fenster und schaut hinaus in die schwarze Nacht. Da draußen, da ist etwas, das sie sucht. Sie weiß nur noch nicht, was es ist. Aber sie ahnt es.

Wenige Minuten später ein ähnliches Bild, noch immer befinden wir uns in der Ouvertüre. Jetzt sind es Klarinette und Fagott, die, piano espressivo, Sentas Sehnsucht beschreiben, die zugleich die Sehnsucht des Fliegenden Holländers ist, ohne festen (harmonischen) Boden, zusammengesetzt aus lauter ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt März 2019
Rubrik: Im Focus, Seite 10
von Jürgen Otten

Weitere Beiträge
Personalien | Meldungen März 2019

JUBILARE

Roberta Alexander stammt aus Virginia und wuchs in einer Musikerfamilie auf. 1969 begann sie ihr Studium an der University of Michigan in Ann Arbor. Im Alter von 23 Jahren  setzte sie ihre Ausbildung bei Herman Woltman am Königlichen Konservatorium in Den Haag fort. Die Sopranistin debütierte 1975 an der Niederländischen Oper in Rossinis farsa comica «La...

Blinde Flecken

Gletscher? War da mal was? Richtig, das waren diese majestätischen Eisgebilde, die Berglandschaften spektakulären Glanz verliehen, bevor die Menschheit begann, immer mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre zu feuern. In den 1920er-Jahren waren sie noch weitgehend intakt, ein vertrauter Anblick, so dass Ernst Křenek für seine Oper «Jonny spielt auf» einen Gletscher als...

Naturgewalten

Nachdem Wagner dem Rhein, Verdi dem Nil und Britten der Nordsee musikalische Denkmäler gesetzt haben, wissen wir, wie Flüssiges klingen kann. Und spüren stets, wie sehr bewegtes Wasser zum Spiegel innerster menschlicher Regungen wird. Neuerdings aber hat Gefrorenes Opernkonjunktur. Nach Miroslav Srnkas «South Pole» vor zwei Jahren in München folgten jüngst Beat...