Emily Newton (Tatjana); Foto: Anke Sundermeier/Theater Dortmund
Trophy Wife Tatjana
Vermutlich spielt sich das Ganze, wie die Regisseurin Tina Lanik es sich ausgedacht hat, in Tatjanas Kopf ab. Eine Leseratte, die bebrillte Nase dauernd in Büchern. Und durch ihr Leserattenzimmer, das Jens Kilian als riesigen Holzkubus gebaut hat, sind Wäscheleinen gespannt, an denen beschriebene Blätter hängen: Wer so viel liest, will auch schreiben, womöglich noch mehr Briefe als den an den Nachbarn Onegin.
Der Würfel lässt sich auch drehen, dann sieht man die Landfrauen draußen sitzen, beim Marmeladekochen, von früher schwatzend, mit Zigarettchen, Likörchen, was das Leben eben erträglich macht.
Tatjana aber will mehr, alles, Liebe. Doch sie adressiert den eindeutig und von Anfang an Falschen. Simon Mechlinskis Onegin sieht nicht übel aus und singt ordentlich, aber er ist ein Holzkopf. Nicht bloß, als er Tatjanas Liebestext stumpf zurückweist; auch am Ende, als er sie – der Würfel ist jetzt ein urbaner Glitzerkubus im Neureichenstil der Sixties – beim Fürsten Gremin wiedertrifft und nun durch die Wand will, zur Glamour-Tatjana. Das geht nimmer gut, kann und konnte nie, und leider ist uns das nicht nur schon vollkommen klar, sondern auch vollkommen schnuppe. Ein Missverständnis. ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Februar 2018
Rubrik: Panorama, Seite 40
von Holger Noltze
Sie wussten genau, was sie nicht wollten: eine Fortsetzung der «verjudeten», «verjazzten» Operette nämlich. Was allerdings genau an die Stelle der ungemein erfolgreichen Werke von Komponisten wie Emmerich Kálmán, Paul Abraham, Ralph Benatzky oder Friedrich Holländer treten sollte, dazu fiel den nationalsozialistischen Kulturfunktionären jenseits von ideologischer...
Viele Opernhäuser streamen heute Vorstellungen live im Netz und bieten Trailer oder Aufzeichnungen an. Ganz zu schweigen von halblegalen, qualitativ meist mediokren Mitschnitten auf YouTube. Doch es gibt auch eine seriöse Alternative: Im zurückliegenden Herbst ist die neue Online-Plattform «OperaVision» freigeschaltet worden, mit Sitz in Brüssel. Das Théâtre La...
Herr Appl, Ihr Terminkalender ist voll mit Liederabenden. Operntermine finden sich gar keine. Interessiert Sie das Genre nicht?
Doch, absolut. Ich habe während des Studiums den Schwerpunkt eigentlich eher auf Oper gelegt, in München an der Theaterakademie studiert, danach in London einen Opernkurs besucht. Aber durch die intensive Zusammenarbeit mit Dietrich...
