Triumph der Empfindsamkeit
Das höchste Lob für Irmgard Seefried stammte aus dem Mund von Elisabeth Schwarzkopf: «Wir alle beneideten sie, dass alles, was wir uns mühselig erarbeiten mussten, bei ihr so natürlich und selbstverständlich wirkte. Sie verstand es, mit dem Herzen zu singen.» Kühle Perfektion, Schönheit als Selbstzweck waren nie ihre Sache. Ein Star wollte sie nicht sein.
Seefried bezauberte ihr Publikum durch die unverwechselbare Individualität ihrer warmen, blühenden Stimme – natürliche Innigkeit, emotionale Spontaneität und eine bedingungslose Hingabe, bei der sie sich mit dem berückenden Charme ihres Singens, dem silbernen Klang ihres Tons und einer lebendigen Deklamation in jede Bühnenrolle stürzte, von jedem einzelnen Lied Besitz ergriff. Die Grenzen schienen weit gesteckt – einerseits die trunkene Feierlichkeit, mit der der Komponist in Richard Strauss’ «Ariadne auf Naxos» Musik als eine «heilige Kunst» verherrlicht, andererseits die scheinbar naiven und doch mit höchster Kunstfertigkeit, ja Reflexion vorgetragenen Volkslieder von Brahms, in denen sich ein gleichsam kollektives Ich ausspricht.
Die ganze Seefried ist es nicht, der wir jetzt auf den 20 CDs einer ihr gewidmeten Edition ...
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Opernwelt Dezember 2025
Rubrik: Magazin, Seite 70
von Uwe Schweikert
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