Traumata und Liebesträume

Düstere Dystopie, ein Hang zum Klischee und tausendundein Einfall: Mozarts «Idomeneo» in Graz, «Così fan tutte» in Frankfurt und Leipzig

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Wunder gibt es immer wieder. Auch und gerade in diesem dreiaktigen Dramma per music a, das Johannes Brahms nicht zu Unrecht als «Wunderwerk» bezeichnete und das ein gerüttelt Maß an Heroik besitzt. Mozarts «Idomeneo» steht, in seiner brüchigen Erhabenheit, für den erschütternden Protest gegen jede Form von Anpassung an das Machbare, «gegen die Idolatrie des rundum Geglückten» (Ivan Nagel). Daran ändert auch die Tatsache wenig, dass diese Seria-Oper in D-Dur beginnt und in derselben Tonart endet.

Mag es ein neues Königspaar geben, der Krieg bleibt allgegenwärtig, und er hat die Seelen aller Menschen traumatisiert. Hoffnung gedeiht hier kaum oder gar nicht. Dystopie hingegen schon.

Philipp Westerbarkei lässt daran in seiner Grazer Inszenierung von Beginn an keinen Zweifel. Auf Tatjana Ivschinas, von Sebastian Alphons meist dunkel ausgeleuchteter Bühne steht ein Koloss aus angerostetem Stahl, ein mächtiger, abweisender Monolith, den nur die Götter (oder in diesem Fall: die Technik des Hauses) verschieben können. Mal ist er (Klage)Mauer, mal Schiffsbug, mal Hafenkai (das Stück spielt auf der Insel Kreta), mal Trenn-, mal Exekutionswand. Und wenn Ilia, der Ekaterina Solunya einen ...

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Opernwelt November 2025
Rubrik: Im Focus, Seite 18
von Jürgen Otten

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