Spiritueller Kitsch

Wagner: Parsifal GENT | OPERA BALLET VLAANDEREN

Opernwelt - Logo

Am Ende dann noch die Taube. Sie hört gar nicht mehr auf zu flattern, und für Ironiesignale ist es schon zu spät: Susanne Kennedys «Parsifal»-Inszenierung an der flämischen Oper ist längst in reinen, irgendwie spirituellen Kitsch abgebogen. Der neue Gralskönig bekommt, lächelnd, eine Himmelfahrt, sein Vorgänger darf sich endlich zum Sterben hinlegen. Die Bildschirmschoner-Landschaften, die der Digital-Künstler Markus Selg in endlosen Loops rundlaufen lässt, zeigen eine meist brennende Welt, erhabene Gebirgspanoramen oder fahlgraue Ebenen.

Menschen kommen darin, bis auf ein paar tote Krieger, nicht vor, denn für Menschen interessiert man sich hier wenig, sei es für das un -beschriebene Blatt Parsifal (dem der junge Tenor Christopher Sokolowski im kurzen Hemdchen viel charismatische Unschuld und ein paar echte Heldentöne mitgibt), sei es für Kundrys Abgründe oder diesen doch fragwürdigen Gralsritterbund – mithin für die ernsten Nachfragen, die sich seit je an Wagners letzte Worte knüpfen. Zieht man die momentweise und im Fluss mit den Verwandlungsmusiken tatsächlich eindrucksvollen Bildwelten ab, bleibt vor allem Rumsteh- beziehungsweise Rumsitztheater. Es zielt nicht auf ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt November 2025
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Holger Noltze

Weitere Beiträge
Spielpläne 11/25

ML = Musikalische Leitung I = Inszenierung B = Bühnenbild K = Kostüme C = Chor S = Solisten P = Premiere UA = Uraufführung

Hier finden Sie alle Termine (Premieren sowie Repertoirevorstellungen) der Opernhäuser in Deutschland. Von allen anderen Häusern weltweit bilden wir die Daten zu den Premieren ab.

DEUTSCHLAND

Aachen Theater Aachen
www.theateraachen.de 
- Loewe,...

«Wir sind ein Brennglas»

Zum ersten Mal habe ich Gabriel Feltz in Hamburg wahrgenommen. Das war 1991, während der Proben zu John Neumeiers Inszenierung von Bernsteins Musical «On the Town». Feltz, 20 Jahre jung, war damals Assistent des Generalmusikdirektors Gerd Albrecht und saß bei den Bühnenproben als Korrepetitor im Orchestergraben. Zu seinen Aufgaben gehörte es, uns Aushilfssänger,...

Eine Verheißung

Puccinis Oper «Manon Lescaut» erzählt die Geschichte einer Frau, die auf Geheiß des Vaters von ihrem Bruder in ein Kloster gebracht werden soll. Mit einer Postkutsche. Auf dem Marktplatz von Amiens machen sie halt, zwei Herren sind nun hinter Manon her, der schockverliebte Student Des Grieux und der Machtmensch Geronte. Es geht nicht gut aus. Will man das heute so...