Seufzer und Wachsblumen

Magdalena Kozená kehrt zu Monteverdi zurück, Simone Kermes untersucht Facetten der Liebe

Opernwelt - Logo

Es gibt, wie man weiß, die unterschiedlichsten Seufzer. Jene leichten, sehnsuchtsvollen, die «Schlittschuh auf nächtlichem Eis» laufen, wie Christian Morgenstern dies suggeriert. Jene anderen, tief befriedigenden. Und dann auch jene, die sich der Brust schwer entringen, weil sie einen Einschnitt bedeuten, eine Wende im Leben. Ottavia nimmt in Monteverdis «L’incoronazione di Poppea» auf diese Weise Abschied von Rom. Nikolaus Harnoncourt wollte dies nie gesungen haben, sondern gestammelt, fast erstarrt – als Ausdruck der Unfähigkeit, das Wort «addio» über die Lippen zu bringen.

In ihrem neuen Monteverdi-Album singt Magdalena Kozená das zwar, doch mit einem Ausdruck, der dem Hörer die Gänsehaut über den Rücken laufen lässt. Interessant ist, dass sie sich in Dynamik und Agogik ansonsten sehr genau an die Vorgaben des Dirigenten beim Zürcher Monteverdi-Zyklus zu halten scheint.

«L’incoronazione di Poppea» bei den Wiener Festwochen 2000 bedeutete ja auch den internationalen Durchbruch für Magdalena Koze-ná – sie sprang für Anne Sofie von Otter ein, nicht als Ottavia freilich, sondern als Nerone, und unter Marc Minkowski. So ist dieses Monteverdi-Album so etwas wie eine Heimkehr der ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Mai 2016
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 26
von Gerhard Persché

Weitere Beiträge
Neuschöpfung

Über tausend Lieder hat Mikis Theodorakis geschrieben, die meisten auf Texte griechischer Lyriker seiner Zeit. Stücke für die Straße, den Tanzboden, das Haus, den Konzertsaal. Kleine Ermutigungen in einer todessüchtigen Welt. Miniaturen für ein besseres, gerechteres Leben in Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Kurzgeschichten, die von Lust und Leid, Werden und...

Ausgeträumt?

Anfang des Jahres gab’s an der Londoner English National Opera ausnahmsweise was zu feiern. 85 Jahre zuvor hatte Lilian Baylis die Kompanie ins Leben gerufen. Ihr Traum: im Sadler’s Wells Theater einem breiten Publikum die Welt der Oper spannend nahe zu bringen. Doch die Jubiläumsfeierlichkeiten im Januar waren ganz auf die Elite zugeschnitten. Zum Auftakt...

Schlamm, Blut und Tränen

Lange Zeit hatte Bohuslav Martinus «Griechische Passion» einen schweren Stand: 1957 von Covent Garden vor der Uraufführung abgelehnt, erfuhr das Werk gravierende Umarbeitungen, ehe es – erst nach dem Tod des Komponisten – 1961 in Zürich aus der Taufe gehoben wurde. Ein Renner ist das auf einem Roman von Nikos Kazantzakis basierende Stück immer noch nicht. Denn die...