Schwarz und Weiß
Violette Blitze schießen aus zwei gigantischen Drahtsäulen. Es brutzelt und lärmt gewaltig. Auf der Bühne steht ein Tesla-Transformator. Er wirft nicht nur im richtigen Zeitpunkt Funken, sondern setzt, in Tonhöhe wie Rhythmus, zudem elektrische Spannung (inklusive ihrer späteren Entladung) frei. Sein Erfinder Nikola Tesla ist die Hauptfigur von «Electric Saint». Die Uraufführung der Oper von Stewart Copeland (Musik) und Jonathan Moore (Text) war ursprünglich für letztes Jahr geplant und wurde nun im August beim Kunstfest Weimar realisiert.
Die drei Hauptcharaktere werden dabei von personenspezifischen Klängen begleitet: Tesla (Richard Morrison) umgeben Trompeten und Posaunen wie ein Heiligenschein. Er ist der Gute, seine Erfindungen dienen dem Wohl der Menschheit. Thomas Alva Edison (Uwe Schenker-Primus) ist sein Konkurrent, flankiert durch protzige Bläser und Pauken. Gemeinsam mit JP Morgan, einem skrupellosen Bankier (Oleksandr Pushniaks vibrierender Bass wird von tiefdröhnenden Bläsern und einem metrisch redundanten Kontrabass-Ostinato begleitet), beschließt er, Tesla zu diskreditieren. Die beiden Kapitalisten Morgan und Edison halten sich in ihren höhnischen Duetten die dicken ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt November 2021
Rubrik: Panorama, Seite 44
von Sophie Emilie Beha
Künstlerisch zunehmend erfolglos, aber trotzdem nach wie vor ein gefragter «Markenartikel», nahm der alternde Ruggero Leoncavallo das Angebot der Londoner Music Hall «Hippodrome» gerne an, dort eine halbstündige Kurzfassung seiner «Pagliacci» herauszubringen. Der Erfolg war überwältigend. Zweimal täglich wurde diese Version unter seiner Stabführung gespielt, aus...
Taiwan wirkt nicht auf den ersten Blick wie eine Oase der Oper. Doch der Schein trügt: Im vergangenen März, als die meisten Theater weltweit stillgelegt wurden, brachte das Nationale Kaohsiung Zentrum für Kunst und Kultur an der Südwestküste der Insel vier szenische Vorstellungen von Verdis «La traviata» auf die Bühne. Das schlicht-moderne Inszenierungskonzept der...
Das Publikum war verzückt. Da war ein Werk in der Welt, das man nicht kannte, nicht kennen konnte, weil es sich in den Tiefen verstaubter Schubladen verbarg. Dank der unermüdlichen Forschungen des Kunsthistorikers Oskar Hagen wurde der Schatz gehoben, und das nur zwei Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges (in den die Deutschen anfangs mit der allergrößten...
