Sängerfest
Ja, dergleichen passiert, wenn Frauen zu sehr lieben. Dann gibt es Ärger, weil nicht der Mann vor Ort ist, dem die tiefe Neigung gilt. In Mozarts jugendlichem Geniestreich, der viel zu selten auf der Bühne zu erleben ist, trifft es Aspasia, die Verlobte des Königs. Der hat sich, um die Tugend seiner Söhne zu überprüfen, totgemeldet und muss nun den Tatsachen tief ins Auge blicken: Seine Auserwählte liebt Sifare, und der liebt sie. Das tut, unpassenderweise, aber auch sein Bruder Farnace, dem eigentlich die schöne Ismene zugedacht war ...
Das Drama nimmt seinen Lauf – und endet, wie sollte es anders sein, mit der clemenza des humanen Herrschers. Die Kunst des Verzeihens triumphiert über das reine Begehren.
2016 kam die Inszenierung von Clément Hervieu-Léger am Théâtre des Champs-Elysées heraus (siehe OW 4/2016). Ein Theater auf dem Theater, mit racineskem Einschlag, psychologisch plausibel, letztlich aber ein bisschen fade. Sieht man nun das Ergebnis, den Live-Mitschnitt der Vorstellung am 20. Februar 2016, stört das nicht besonders. Denn die Solisten sind fast ausschließlich von erlesener Güte. Allen voran Sabine Devieilhe als Ismene. Nicht nur, dass ihr Sopran sternenklar ...
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Er war zurück, endlich. Das Exil, das beschwerliche, entbehrungsreiche, die Jahre in Moskau und Südamerika, all das lag hinter ihm. Eugen Szenkar war wieder in seiner Wahlheimat Deutschland. Der Jude, den die politischen Umstände vertrieben hatten, nahm seine Dirigententätigkeit wieder auf, unter anderem 1950 für eine Kölner Produktion von Offenbachs «Hoffmanns...
Für das deutsche Publikum ist Kurt Weill in erster Linie der Komponist von Stücken, die in Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht entstanden sind, vor allem «Die Dreigroschenoper» und «Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny». Sein reiches amerikanisches Œuvre, weitgehend frei von politischer Ambition, wird hierzulande gerne in die U-Musik-Ecke geschoben, weil es dem Stil...
Ein dunkles Summen von Saiten, ein geheimes Wühlen aus dem Schlagzeug, mehr ist da anfangs nicht. Klang, der sich vorantastet. Der Chor spuckt das Wort «dust» aus, Konsonanten zischen: In einem schlichten Saal beobachten Höflinge an langen Tafeln die Auseinandersetzung zwischen Hamlet und dem frisch vermählten Königspaar. Es wird getrunken, zu essen sieht man...
